Moosach:Erinnerung im Vorbeigehen

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Die Stadt benennt eine Straße nach der Chemikerin Mirjam David

Von Anita Naujokat, Moosach

Die Wissenschaftlerinnen Agnes Pockels und Emmy Noether bekommen gute Gesellschaft: Die Stadt hat die neue Verbindungsstraße zum Agnes-Pockels-Bogen und der Emmy-Noether-Straße nach der Chemikerin Mirjam David (1917-1975) benannt und folgt damit einem Vorschlag der Stadtwerke München. Die gebürtige Münchnerin engagierte sich im Widerstand der "Weißen Rose" gegen das NS-Regime; wegen der jüdischen Abstammung ihres Vaters galt sie als Halbjüdin und war wegen ihrer familiären Herkunft und ihrer politischen Haltung der Willkür der Nationalsozialisten ausgesetzt. Im November 1943 wurde sie verhaftet und unter anderem im Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert.

Zeitzeugen beschreiben die junge Chemikerin als äußerst begabt, heißt es in der Beschlussvorlage für den Kommunalausschuss des Stadtrates. Doch Verfolgung und die unmenschliche Haft hätten sie psychisch derart gebrochen, dass sie ihre wissenschaftliche Karriere nach der Befreiung im Jahre 1945 nicht mehr habe fortsetzen können.

Die Mirjam-David-Straße wird künftig den Agnes-Pockels-Bogen und den Georg-Brauchle-Ring zwischen dem geplanten Busbetriebshof und dem Abfallwirtschaftsbetrieb München verbinden, die südliche Anbindung ist die Emmy-Noether-Straße. Emmy Noether, vielfach ausgezeichnete Mathematikerin und bekennende Pazifistin, war wegen der Nationalsozialisten, die ihr die Lehrerlaubnis entzogen hatten, 1933 in die USA emigriert, wo sie zwei Jahre später starb. Eine Büste von ihr steht in der Münchner Ruhmeshalle. Agnes Pockels hatte als Autodidaktin und ohne ein Studium bedeutende Grundlagen in der physikalischen Chemie auf dem Gebiet der Ober- und Grenzflächenspannung gelegt und die noch heute angewandte "Schieberinne" zur Untersuchung der Oberflächen von Flüssigkeiten erfunden.

Der Ausschussvorlage zufolge haben sich alle am Verfahren beteiligten Gutachter für die Benennung nach Mirjam David ausgesprochen, auch der Ältestenrat habe zugestimmt. Der Kommunalausschuss des Stadtrates schloss sich dem in seinem Votum ebenfalls an.

© SZ vom 01.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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