Moosach:Eintauchen in Geduld

Kerzenziehen im Einkaufszentrum Meile Moosach

Eintauchen, abkühlen, eintauchen: Mit großer Ruhe ließ die achtjährige Mina aus einem Docht eine Kerze werden.

(Foto: Florian Peljak)

In der "Meile Moosach" können Kerzen selbst gezogen werden

Man kann sie pressen, gießen, kneten, wickeln oder auch ziehen: Kindheitserlebnisse in der Schweiz haben Georg Mang und die Inhaberin der Buchhandlung "Blattgold Literatur", Vera Kahl, inspiriert, das Kerzenziehen in Moosach erlebbar zu machen. Schon vor 40 000 Jahren sollen die Menschen steinerne Lampenschalen aufgestellt haben, in denen ein Docht in flüssigem Talg oder Tran brannte. Die Erfindung der Kerze soll dagegen erst 5000 Jahre zurückliegen, zumindest waren sie in jener Zeit im Vorderen Orient bekannt - seinerzeit tränkten die Menschen Binsen, Stroh, Hanf, Papyrus oder Schilfrohr mit Talg.

Auch wenn Dochte heute aus Fasern bestehen und keine Tierfette mehr verwendet werden, verlangt das Kerzenziehen immer noch Geduld: eintauchen, abkühlen, eintauchen. Bei den Besuchen in Zürich gehörte der alte Brauch für Mang und seine Kinder zur vorweihnachtlichen Einstimmung. Dort betreibt es ein Integrationsverein in der Adventszeit seit 47 Jahren. Aus dem Erlös habe dieser mittlerweile sieben Integrationshäuser gebaut, sagt Mang.

Auch die acht Jahre alte Mina scheint Spaß am Herstellen der eigenen Kerze zu haben. Ist der Arm müde, die Kerze aber noch nicht dick genug, kann man sie abgeben und an einem anderen Tag weitermachen. Das Moosacher Kerzenziehen findet noch bis zum 17. Dezember immer freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 19 Uhr im Obergeschoss des Einkaufszentrums "Meile Moosach", Bunzlauer Platz, statt. Pro 100 Gramm kosten die Kerzen 3,50 Euro, der Reinerlös geht an eine karitative Einrichtung.

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