Moosach:Eine Röhre für alle Laster

Moosach: Gefährliche Engstelle: Derzeit dürfen nur Fahrzeuge mit 3,40 Metern Höhe durch die Unterführung fahren; künftig sind Abmessungen bis 4,50 Meter möglich.

Gefährliche Engstelle: Derzeit dürfen nur Fahrzeuge mit 3,40 Metern Höhe durch die Unterführung fahren; künftig sind Abmessungen bis 4,50 Meter möglich.

(Foto: Stephan Rumpf)

Immer wieder bleiben Lkw und Busse im Tunnel unter der Eisenbahnbrücke an der Dachauer Straße stecken, weil Fahrer die Höhe falsch einschätzen. Nun ist das Bauwerk marode, es wird neu - und geräumiger - errichtet

Von Anita Naujokat, Moosach

Die Eisenbahn-Unterführung an der Dachauer Straße soll innerhalb der nächsten sieben Jahre vollkommen neu gebaut werden. Dies ist das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie des städtischen Baureferats. Demnach ist eine Sanierung nicht mehr möglich, dazu ist das Bauwerk zu marode. Nach Angaben der Deutschen Bahn Netz AG, die Eigentümerin der Überführung ist, befindet sich die Brücke im internen Ranking des Eisenbahn-Bundesamts in der Kategorie vier, was die schlechteste ist. Auf der Dringlichkeitsliste für München steht sie auf Platz drei.

Die Planer haben drei Varianten untersucht, die bautechnisch alle umsetzbar wären. Sie favorisieren einen Ausbau mit einer lichten Durchfahrtshöhe von 4,50 Metern. Die derzeitige Höhe von 3,70 Metern, ausgeschildert mit 3,40 Metern, zu belassen, wie es dem Bezirksausschuss (BA) am liebsten wäre, würde wahrscheinlich auch nicht mehr genehmigt. Denn dies entspricht nicht mehr den modernen Anforderungen und würde den Unfallschwerpunkt nicht entschärfen. Immer wieder ist es an der Unterführung zu folgenschweren Unfällen mit Verletzten gekommen. Lastwagen und Busse blieben in dem Bauwerk stecken, weil die Fahrer die Höhe falsch eingeschätzt oder nicht wahrgenommen hatten. Seit Ende März ist eine elektronische Höhenkontrolle eingebaut, die Fahrzeuglenker vor dem Einfahren stoppen soll und gegebenenfalls automatisch die entgegengesetzte Fahrspur sperrt.

Die Stadtviertelvertreter hatten eine höhere Brücke immer abgelehnt, weil sie befürchten, damit noch mehr Schwerlastverkehr in den Stadtbezirk zu bekommen - zumal die Stadt die Dachauer Straße auch als Vorrangstraße für den Wirtschaftsverkehr vorsieht. Der Durchgangsverkehr soll den Weg über die eigens dafür gebaute Umfahrung über die Max-Born-Straße nehmen. Untersucht hat die Behörde auf Wunsch des BA deswegen noch den Bau einer separaten Röhre für Fußgänger und Radfahrer, ohne einen Neubau. Wegen der beengten Platzverhältnisse wäre eine eigenständige Röhre aber nur auf der Südwest-Seite möglich. Diese Variante lehnt das Kreisverwaltungsreferat allerdings aus Sicherheitsgründen ab, weil die stadtauswärts fahrenden Radler dabei die Dachauer Straße zweimal überqueren müssten, etwa an einem Übergang ohne Ampel in Höhe der Riesengebirgstraße. Es würden so neue Unfallschwerpunkte entstehen.

Die vom Baureferat favorisierte Variante ist ein sogenanntes Dreifeldbauwerk in Rahmenbauweise: drei Fahrspuren in der Mitte und auf jeder Seite ein vom Verkehr abgetrennter, höher liegender Fuß- und Radweg. Eine Linksabbiege- und eine Geradeausspur sollen stadtauswärts, eine stadteinwärts führen. Für die erforderliche Höhe muss die Straße abgesenkt werden, weswegen der Einbau einer Grundwasserwanne erforderlich ist. Alle bisherigen Erschließungen und Verkehrsbeziehungen könnten aufrechterhalten werden, heißt es im Beschlussentwurf für den Stadtrat. Einzig die Anbindung der Holledauer Straße an die Dachauer Straße entfiele, diese werde künftig über die Moosburger Straße angeschlossen. Die Parallelstraße zwischen Breslauer Straße und dem Moosacher Stachus entfiele. Vom Moosacher Stachus aus werden beidseitig ein durchgehender Fuß- und Radweg sowie Parkbuchten angelegt. Auch wird die Linksabbiegespur in die Pelkovenstraße etwas kürzer werden.

Das Baureferat geht von einer Bauzeit von 30 Monaten aus - ohne Winterpausen. Während dieser Zeit wird die Unterführung für den Autoverkehr komplett gesperrt sein, für Fußgänger und Radler soll der Bau der westlichen Röhre vorgezogen werden, um eine durchgängige Verbindung zwischen Gröbenzeller und Breslauer Straße aufrechtzuerhalten. Der Bahnverkehr über die Brücke soll während der Bauzeit so gut wie unbeeinträchtigt bleiben, lediglich eine Weiche wird versetzt.

Der Bezirksausschuss zeigte sich am Montag wenig begeistert von den Ergebnissen, stimmte dem Beschlussentwurf aber notgedrungen zu. Er forderte allerdings, die Erneuerung der Brücke zugleich mit dem geplanten Ausbau des nördlichen Teils der Dachauer Straße zu realisieren, "damit nicht zweimal Verkehrschaos ansteht". Verlangt wird außerdem ein Umwelt- und Lärmkonzept sowie ein Verkehrskonzept für den Zeitraum der Baumaßnahmen. Außerdem soll die Stadt prüfen, ob sie die Dachauer Straße als Wirtschaftsverkehrsader zurückstuft. Die Forderung an die Bahn lautet, die Brücke zukunftsorientiert auszurichten und nicht nur den Istzustand herzustellen, etwa für eine zusätzliche Linie zum Flughafen oder um den jetzigen Zugverkehr zu verbessern.

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