Moosach:Drückend schwere Trauer

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Amoklauf im OEZ wirkt in Moosach vermutlich noch lange nach

Von Anita Naujokat, Moosach

Nikolaus Brönner, Leiter der Polizeiinspektion 44 in Moosach, und seine Kollegen waren nach dem Amoklauf am Freitag am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) mehr oder weniger pausenlos im Dienst. Und das wird auch noch eine Zeitlang so bleiben. In der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) am Montagabend bat er die Bevölkerung um Verständnis, derzeit nicht zu jedem Falschparker ausrücken zu können, da die Polizei nach wie vor den Ort des Anschlags betreue, zu dem immer noch viele Menschen kämen. Allein am Sonntagabend hätten sich dort fast 2000 Personen eingefunden. "Es ist ein Platz der Trauer und wird auch in der nächsten Zeit ein Ort sein, der Zuspruch findet", sagte er. Die Inspektion sei mit Kontaktbeamten und auch Streifenbesatzungen anwesend. Brönner rechnet damit, dass es noch drei bis vier Wochen dauern könne, bis annähernd wieder so etwas wie Normalität am OEZ einkehren werde. "Ich bitte um Verständnis, dass das OEZ jetzt Priorität hat."

Bevor die Bürgersprechstunde vor der Sitzung am Montagabend begann, hatte eine Delegation des Bezirksausschusses im Namen der Moosacher Bevölkerung neben die offiziellen Kränze der Stadt und Ministerien einen eigenen Kranz niedergelegt. Vor der Sitzung wurde eine Schweigeminute eingelegt, die weit über das Maß einer Minute hinausging und deren Schwere drückend auf allen lastete. Es sei nicht einfach, jetzt zur Tagesordnung zurückzukehren, sagte die BA-Vorsitzende Johanna Salzhuber (SPD). Sie sprach Brönner stellvertretend für alle Einsatzkräfte der Polizei ihren Dank aus. Die ihnen entgegengebrachte Anteilnahme bezeichnete Polizeichef Brönner als "tief berührend". Die Situation sei für die Kollegen nicht einfach.

Konsequenzen wird das Geschehen auch für die künftige Jugendarbeit des Bezirksausschusses haben. "Es waren überwiegend Jugendliche, die gestorben sind, und ein sehr junger Mann, der geschossen hat", sagte Wolfgang Kuhn (SPD), Vorsitzender des Unterausschusses "Jugend, Schule, Soziales, Kultur und Budget". Er und auch die Jugendbeauftragte Veronika Kahl (ÖDP) wollten versuchen, noch mehr und noch näher an die Jugend heranzutreten. So werde überlegt, das Format der Jungbürgerversammlungen zu ändern und sie beispielsweise unter Schwerpunktthemen wie Mobbing zu stellen.

Für "bedenklich" hielt es Brönner denn auch, wegen einer einzigen Beschwerdeführerin über laute Jugendliche auf der Spielwiese in der Grünanlage an der Merseburger Straße beim Eislebener Weg, die Polizei aufmarschieren lassen zu wollen, um ihnen das Fußballspielen zu verbieten. Noch dazu, wenn es sich um einen ganz normalen Werktag handle. Sonst sei immer zu wenig Freiraum für Jugendliche da. "Nicht alles sollte man der Polizei überlassen", sagte er. Auch den Vorschlag, einen Jugendbeamten vorbeizuschicken, lehnte Brönner ab: "Momentan sind alle Jugendbeamten in Schulen und im OEZ im Einsatz."

In der neuen Pfarrkirche von Sankt Martin an der Leipziger Straße finden täglich von 17 bis 18 Uhr noch bis Samstag Treffen mit Gebeten, Musik, Gesprächen oder einfach nur Gemeinsamkeit in der Stille statt. Die evangelisch-lutherische Heilig-Geist-Kirche ist an den von den Lehrkörpern organisierten Schulgottesdiensten und interreligiösen Gedenkfeiern mitbeteiligt. Auch bei den aktuellen Gottesdiensten zum Abschluss des Schuljahres werde das Geschehen thematisch verarbeitet, sagte Pfarrerin Sabine Nagel.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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