Moosach:Das große Bauen

Drei große Vorhaben werden in den kommenden Jahren einen Teil Moosachs umkrempeln. Die Wohnungsbaugesellschaft GWG ersetzt eine alte Anlage durch 14 neue Wohnblöcke. Und im Spitz an der Baubergerstraße entsteht das neue Stadtteilzentrum der Volkshochschule

Von Anita Naujokat, Moosach

Die städtische Wohnbaugesellschaft GWG krempelt in den kommenden Jahren einiges in Moosach um. Das mit Abstand größte Vorhaben ist der Abriss und Neubau der Wohnanlage zwischen Gube-, Bauberger- und Karl-Lipp-Straße in den Jahren 2020 bis 2030. Noch in diesem Jahr soll mit der Errichtung des neuen Volkshochschul-Stadtteilzentrums an der Baubergerstraße unweit des Moosacher Stachus' begonnen werden. Auch an der Ecke Dachauer Straße/Hugo-Troendle-Straße rührt sich etwas: Von den einstigen von Studenten entwickelten Plänen eines markanten Eckbaus ist allerdings nichts mehr übrig geblieben. Die Vorhaben im Überblick.

Die GWG-Wohnanlage

Was ist geplant: Das Projekt steckt noch ganz in den Anfängen. In sechs Bauabschnitten will die GWG von 2020 an peu à peu 14 Wohnblöcke mit 520 Wohnungen abreißen; das ist mehr als ein Drittel des Bestands, den das städtische Unternehmen insgesamt im 10. Stadtbezirk verwaltet (Baugebiet 1 in der Grafik). Geplant sind an gleicher Stelle wieder 14 Gebäude mit 606 Wohnungen im geförderten Wohnungsbau, fünf Tiefgaragen mit 385 Plätzen, eine Verwaltung, eine Kindertagesstätte und ein Bewohnertreff. Das Plus an Wohnraum ergibt sich, indem jeweils um ein Stockwerk höher gebaut wird und die Dachgeschosse als Vollgeschosse ausgebaut werden. Als ungefähre Investitionssumme nennt die GWG aus heutiger Sicht knapp 120 Millionen Euro. Die Botschaft aus dem Bezirkausschuss, dass für das Vorhaben mehr als 300 Bäume gefällt werden müssen, relativierte sich bei Nachfrage. Von den 269 bestehenden Bäumen seien 148 zur Fällung vorgesehen, sagt GWG-Sprecher Michael Schmitt.

Moosach: Lebhafte Rückseite, stattliche Front: So stellen sich die Planer das neue Wohnhaus für öffentlich geförderte Wohnungen an der Dachauer Straße vor.

Lebhafte Rückseite, stattliche Front: So stellen sich die Planer das neue Wohnhaus für öffentlich geförderte Wohnungen an der Dachauer Straße vor.

(Foto: Simulation: GWG)

Warum ist es notwendig: Die meisten Gebäude seien mehr als 70 Jahre alt und zum Teil noch während des Zweiten Weltkriegs entstanden, das jüngste stamme aus den 50er-Jahren. Eine Sanierung sei nicht mehr wirtschaftlich, sagt Kathrin Geßl, Teamleiterin der Planung. Die Bausubstanz sei sehr schlecht, Grundrisse und Ausstattung seien völlig veraltet.

Wie ist der Ablauf: Begonnen wird mit den Baukörpern im Nordteil an der Bauberger- und Gubestraße, wo auch die Kita, die Verwaltung und der Bewohnertreff untergebracht werden, "so dass die Infrastruktur als erstes fertig ist", so die Projektleiterin. Danach arbeitet man sich Riegel für Riegel U-förmig nach Südosten vor und in der südlichen Reihe dann in umgekehrter Richtung wieder zurück.

Was passiert mit den Mietern: Von den derzeit rund 1200 Mietern werde niemand auf der Straße stehen, versichert GWG-Sprecher Schmitt. Für sie gebe es zwei Optionen: Sie können für die Bauzeit entweder in GWG-Wohnungen in ein anderes Viertel ausweichen, dort dauerhaft bleiben oder zurückziehen, oder innerhalb der Moosacher Anlage umziehen. Die GWG zahle und organisiere alle Umzüge; wer in Eigenregie umziehen will, erhalte eine Pauschale von 500 Euro. "Wir haben extra ein Sanierungsteam, das auf so etwas spezialisiert ist", sagt Schmitt. Die künftige Nettokalt-Miete in den neuen Wohnungen wird je nach Fördermodell voraussichtlich zwischen 5,25 und zehn Euro pro Quadratmeter und Monat betragen. Für die Nachbarn hat es bereits eine Versammlung gegeben, auch die Mieter sollen noch eigens informiert werden, voraussichtlich in einer Versammlung Ende 2017/Anfang 2018. In Einzelberatungen sollen sie ihre Wünsche und Anliegen vorbringen können. Der Gemüseladen muss allerdings weichen.

Moosach: Das soll das neue VHS-Stadtteilzentrum unweit des Moosacher Stachus' aussehen.

Das soll das neue VHS-Stadtteilzentrum unweit des Moosacher Stachus' aussehen.

(Foto: Simulationen: GWG München/Grafik: SZ-Grafik)

Das VHS-Stadtteilzentrum

Es war ein kleiner Ausflug in die Baukultur der großen Baumeister Theodor Fischer und Gottfried Semper, die da auf die Delegation des Moosacher Bezirksausschusses in der GWG-Zentrale wartete. Und geht es nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Steidle Architekten, könnte das Stadtteilzentrum der Volkshochschule im Spitz an der Baubergerstraße daran angelehnt ein Gebäude werden, das sich angenehm von den heute oft gesichtslosen Neubauten abhebt (Baugebiet 2). Sie setzen auf große Räume, große Fenster - und Klinkersteinen zur Belebung der Fassade. Es wird fünf Geschosse besitzen, darunter ein Untergeschoss, das die VHS als Musikraum und eventuell als externen Proberaum für Bands vorsieht. Dem Foyer im Erdgeschoss schließt sich hinter einer doppelflügeligen Tür ein Mehrzweckraum für maximal 70 Teilnehmer an. Im Erdgeschoss werden sich auch Büro und Verwaltung als erste Anlaufstelle finden.

Im ersten Stock sind ein EDV- und ein Unterrichtsraum vorgesehen, die sich beide zu einem einzigen Raum mit fast 100 Quadratmetern öffnen lassen. In der zweiten Etage werden 65 Quadratmeter für den Geschichtsverein eingerichtet und ein Rollregallager für dessen Archiv. Daneben stehen fast 85 Quadratmeter für künstlerisches Arbeiten zur Verfügung. Noch einmal zehn Quadratmeter mehr umfasst der Gesundheitsbildungsraum mit Gauben im letzten Geschoss für Yoga oder Zumba. Dort sind auch eine neun Quadratmeter große Terrasse auf der Westseite sowie Umkleiden und Duschen geplant. Auch eine Lehrküche kann im Gebäude angeschlossen werden.

Moosach: Credit: SZ-Grafik

Credit: SZ-Grafik

(Foto: ipad)

Ein elf Meter breiter, 20 Meter langer und 3,50 Meter hoher öffentlicher Durchgang führt über den Innenhof zu einem Weg, der die Baubergerstraße mit der Bunzlauer Straße und der U-Bahn verbindet. Im vorderen Bereich sollen nach den Plänen der Landschaftsarchitekten "Grünfabrik" (Kirchdorf/Aschau am Inn) Bänke und Hecken eine Vorgartenzone am Eingang bilden. Das Hauptaugenmerk der Architekten liegt auf der Fassade, und da würden sie gern auf die Schule der Traditionalisten zurückgreifen, die mit Reliefs, Sockeln, Steinen und dem Wissen von Licht- und Schattenspiel ihren Gebäuden Struktur verliehen. "Fenster sind nicht einfach ein Loch in der Wand, sondern ein Gestaltungselement", sagt Architekt Stefan Resch. Es sollen große quadratische Fenster unterteilt in kleine verschiedene Vierecke und Rechtecke werden - in sich entweder gleich oder verschieden angeordnet. Selbst die zwei Briefkästen am Haupteingang gehören zur Struktur. Die Eröffnung ist im Oktober 2017 geplant. Der Bezirksausschuss regte an, bloß keine dunkle Farbe für die Fassade zu verwenden, von Anthrazit und Schiefergrau habe man genug.

Das Haus an der Dachauer Straße

Die einst kühnen, von Studenten entwickelten Pläne, an dieser exponierten Stelle gegenüber der evangelischen Heilig-Geist-Kirche um eine markante Eckbebauung als städtebaulichen Akzent herum 80 Wohnungen zu schaffen, sind mittlerweile verworfen (Baugebiet 3). "Wir haben sie aufgeben müssen, weil die Stadt dafür einen Bebauungsplan verlangt hat", sagt Hans-Otto Kraus, Technischer Geschäftsführer der GWG. Dies hätte alles um drei bis vier Jahre zurückgeworfen. Zudem hätte der komplette Baumbestand weggemusst. "Da fingen die Probleme schon an." Jetzt sollen dort in einem Riegel entlang der Dachauer Straße fünf Wohngeschosse mit 28 Wohnungen und einer Wohnfläche von 1809 Quadratmetern im geförderten Wohnungsbau sowie eine Tiefgarage entstehen.

Was Architekt Markus Neuber vom Architekturbüro Leinhäupl + Neuber aus Landshut als "zurückhaltende Form" und GWG-Geschäftsführer Kraus als "zeitlose Architektur, die aber dem Charakter der Zeit entspricht" vorstellten, wirkte auf die Delegierten des Bezirksausschusses (BA) dagegen "langweilig" und "gesichtslos". Auch dort ist ein heller Durchgang an der Ostseite zum Hinterhof geplant. An der Dachauer Straße sehen die Architekten raumhohe Fenstertüren vor, an der Rückseite reiht sich Balkon an Balkon, die als Sonnenschutz gelbe und grüne Vorhänge bekommen sollen. Die Aussicht von Westen geht auf eine grobgliedrige Putzfassade mit einer einzigen senkrechten Fensterreihe. Die vorspringende Putzstruktur präsentiert sich insgesamt in abgetöntem Weiß und silbrigem Grau, um Schatteneffekte zu erzielen. Auf der Rückseite sind Spiel- und Aufenthaltsflächen geplant. Dort soll nach vollendetem Bau zudem eine 460 Quadratmeter große Freifläche für die städtische Kindertagesstätte entstehen, die aus dem maroden Bau an der Leipziger Straße an die Dachauer Straße 399 verlegt worden ist. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein.

Der Bezirksausschuss hält vor allem die raumhohen Bodenfenster an der Dachauer Straße aus Gründen des gegenseitigen Sichtschutzes für problematisch. Daran ändert auch die geplante fünf Meter breite Vorgartenzone nichts. Die bodentiefen Fenster im Haus gegenüber auf der anderen Seite der Dachauer Straße würden vielfältig negativ wahrgenommen, sagte die BA-Vorsitzende Johanna Salzhuber (SPD). Auch die fensterlosen "dunklen Bäder" an der Außenwand bezeichnete sie als "vergebene Chance". Die GWG versprach, die Giebelseite noch attraktiver gestalten und auch das Grün im Vorderbereich optimieren zu wollen.

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