Moosach:Amtsverzicht nach zwei Jahrzehnten

Seit 1996 stand Johanna Salzhuber an der Spitze des Moosacher Bezirksausschusses, nun hört sie auf. Ihr SPD-Fraktionskollege Wolfgang Kuhn setzt sich gegen Angelika Bueb (CSU) als Nachfolger durch

Von Anita Naujokat, Moosach

Nach knapp 22 Jahren hat der Moosacher Bezirksausschuss (BA) einen neuen Vorsitzenden. Am Montagabend wählte das Gremium mit 15 gegen zehn Stimmen Wolfgang Kuhn (SPD) an die Spitze des Stadtviertel-Gremiums, nachdem die langjährige Vorsitzende Johanna Salzhuber (SPD) mitten in ihrer vierten Amtsperiode den Vorsitz niedergelegt hatte. Aus persönlichen Gründen, wie die 68-Jährige sagte. Sie wolle etwas kürzer treten und mehr Zeit für das Private haben.

Für Wolfgang Kuhn war es kein guter Start. Völlig überraschend für alle wartete die CSU mit einer Gegenkandidatin aus ihren Reihen auf. Es war Angelika Bueb, als gebürtige Moosacherin in x-ter Generation fest im Stadtbezirk verankert und mit viel Erfahrung in der BA-Arbeit. Mit 21 Jahren war sie im benachbarten Stadtbezirk Allach-Untermenzing in das Gremium gewählt worden, damals als Jüngste und einzige Frau im Ausschuss. 2006 kam die Unternehmerin nach einem beruflichen Aufenthalt in Leipzig nach Moosach, wo sie seit 2008 dem Bezirksausschuss angehört und seit vier Jahren den Unterausschuss Verkehr leitet.

BA Moosach, Bezirksausschuss: neu Wolfgang Kuhn (SPD), Kassier im BA-Vorstand, Jahrgang 1958

Wolfgang Kuhn (SPD) ist nun Vorsitzender des Moosacher Bezirksausschusses.

(Foto: Florian Peljak)

Verglichen damit ist Kuhn eher ein politischer Neuling. Für den Verwaltungswirt ist es die erste Amtsperiode in einem solchen Gremium, auch wenn er sich als Vorsitzender des wichtigen Unterausschusses "Jugend, Schule, Soziales, Kultur und Budget" schon erste Lorbeeren verdient hat. Dafür konnte der verheiratete 58-jährige Familienvater auf eine lange Dienstzeit im Direktorium der Landeshauptstadt München verweisen, wo er alle Ecken und Kanten des Verwaltungs- und Politikgeschäfts kennengelernt habe. Und als Präsident des bayerischen Eigenheimerverbands dürfte er auch auf Vereinsebene gut vernetzt sein.

SPD-Fraktionssprecherin Hannelore Schrimpf schlug erwartungsgemäß Kuhn als Nachfolger von Johanna Salzhuber vor. Als sich CSU-Fraktionssprecher Florian Wies erhob und ankündigte, dass "es gute Tradition in einem demokratischen Gremium" sei, einen Gegenkandidaten aufzustellen, erstarrten für einen langen Moment die SPD-Mitglieder. Zwar hat die Fraktion mit elf Sitzen die meisten Mandate im Gremium, doch hängt bei Abstimmungen die Mehrheit im Konfliktfall mit der CSU (neun Sitze) noch von vier ÖDP-Mitgliedern und FDP-Mann Axel Stoßno ab. Auch ein wenig überraschend bestand Letzterer darauf, dass sich beide Kandidaten im voll besetzten Versammlungslokal "Alter Wirt" vorstellten, wobei sich Angelika Bueb sehr gut vorbereitet zeigte.

BA Moosach, Bezirksausschuss: BA-Vorsitzende Johanna Salzhuber (SPD), Jahrgang 1949 (seit 1988 im BA, seit 1996 dessen Vorsitzende)

Johanna Salzhuber (SPD) hat nach knapp 22 Jahren im Amt am Montagabend den Vorsitz des Moosacher Bezirksausschusses niedergelegt.

(Foto: Florian Peljak)

"Nein", sie habe nicht gewusst, dass die CSU einen Gegenvorschlag machen würde, sagte Johanna Salzhuber am Rand der Sitzung. Wies zufolge hatte sich die CSU erst kurzfristig in der vergangenen Woche dazu entschieden, wie er der SZ sagte.

Kuhn meisterte seine erste Sitzung souverän, auch wenn er zwei Tagesordnungspunkte ausließ. Doch das fiel am Abend niemandem sonst auf. Seine Nachfolgerin im Unterausschuss wurde Nina Kraus (SPD), die als Nachrückerin von Ludwig Hoegner zwar auch erst knapp ein Jahr im Gremium ist, aber schon sechs Jahre Erfahrung im BA Feldmoching-Hasenbergl gesammelt hat.

Sie erhielt 19 von 25 Stimmen. Johanna Salzhuber bleibt bis zum Ende der Amtsperiode 2020 der SPD-Fraktion erhalten, will danach aber nicht mehr antreten. Viele Weggenossen waren gekommen, um sich bei ihr im Namen der Bürger und der Stadt für ihr Engagement zu bedanken: Alexander Reissl, SPD-Fraktionschef im Rathaus, von dem sie 1996 den Vorsitz übernommen hatte, Stadträtin Julia Schönfeld-Knor, Kathrin Koop, die lange dem Unterausschuss Soziales vorstand, Alois Lang, Vorsitzender des Gesamtvereins, Erich Dahringer, früherer Chef der Spedition Ascherl, und BA-Vize Alexander Dietrich, der Personalreferent der Stadt München ist. Dass sie nur kürzer tritt, gönnen Johanna Salzhuber sicher viele. Andererseits hat die SPD auch keine so große Auswahl mehr: Auf der Nachrückerliste der Sozialdemokraten finden sich aufgrund vieler Wechsel nicht mehr allzu viele Kandidaten.

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