Monarch an der Isar:Ludwig, der Rückkehrer

Auf der Corneliusbrücke soll das längst zerstörte Königs-Denkmal wieder neu entstehen. So will es die CSU. Die SPD denkt weniger monarchisch. Aber sie muss sich wohl fügen

Von Dominik Hutter

Einst blickte er mit ernster Miene über das Gewurl auf der Corneliusbrücke: König Ludwig II., 3,20 Meter hoch und mehr als zwei Tonnen schwer, umgeben von einer säulenbewehrten Nische aus rosafarbenem Untersberger Marmor. Das monumentale Bauwerk wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, die Statue bis auf den Kopf eingeschmolzen. 1969 beschloss der Stadtrat dann den Abriss des Rest-Ensembles. Inzwischen steht auf der Bastion nur noch ein Abguss der Büste, zu deren Füßen es sich im Sommer gemütlich Bier trinken lässt. Die Monarchie hat abgedankt.

Geht es nach der CSU und einigen Aktivisten des benachbarten Gärtnerplatzviertels, soll der vom Absolutismus träumende Monarch bald wieder aus seiner Konche heraus das gemeine Volk grüßen. "Wir wollen das weiterhin haben", betont CSU-Fraktionschef Hans Podiuk. Weiterhin, weil die Idee bereits vor einigen Jahren angestoßen wurde und bei der damals regierenden rot-grünen Koalition auf einhellige Ablehnung gestoßen war. "Mit Vollgas zurück ins 19. Jahrhundert", hatte der einstige Grünen-Fraktionschef Siegfried Benker gespottet, und auch die SPD befand den Wiederaufbau eines Königsdenkmals nicht eben als zeitgemäß. Das gilt auch weiterhin. "Unsere Begeisterung ist nicht größer geworden", erklärt SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. "Wozu braucht man ein seit über 70 Jahren verschwundenes Denkmal?" Noch dazu für einen König, der bekanntlich nicht gerade als München-Fan gelten kann und im Stadtgebiet nur wenige Spuren hinterlassen hat.

170 Tonnen

wiegen die noch vorhandenen Reste der Natursteinnische. 400 Einzelteile sind seit 1969 eingelagert, sie müssten für einen Wiederaufbau restauriert werden. 30 Steine fehlen - ebenso wie der Torso des Königs und die Terrasse.

Dennoch wird der Stadtrat im Bauausschuss am Dienstag wohl eine 120 000 Euro teure Machbarkeitsstudie beschließen. Eine nur wenig bekannte Klausel in der Bündnisabsprache zwischen CSU und SPD macht es möglich. Demnach verfügt jeder der beiden Partner über ein limitiertes "Konto" mit städtischem Geld, aus dem ohne Motzen des anderen Wunschprojekte wie etwa die Ludwig-Studie ermöglicht werden können. "Ich nehme an, dass wir das mittragen werden", so Reissl. "Aus nicht erfindlichen Gründen ist das der CSU ein Herzensanliegen."

Podiuk verwendet fast die gleichen Worte: "Der SPD ist das wohl kein Herzensanliegen", sagt der CSU-Politiker, der dennoch Entgegenkommen erwartet. Schließlich trage die CSU viele Wünsche der Sozialdemokraten mit, da müsse nun auch der Partner über seinen Schatten springen. Eine abschließende Entscheidung über den Wiederaufbau soll ohnehin erst fallen, wenn die Kosten feststehen.

Bislang gibt es nur sehr vage Schätzungen: Rund 350 000 Euro würden wohl für den Nachguss der Bronzeskulptur fällig, die Nische mit ihren Säulen komme auf 1,5 Millionen Euro. Noch gar nicht berücksichtigt sind dabei die Kosten für das Drumherum: Denn die Konche samt Kini thronte einst auf einer 240 Quadratmeter großen Terrasse, von der gar nichts mehr übrig ist. Eine 16 Meter breite Treppenanlage verband sie mit dem Bürgersteig der Corneliusbrücke. Besonders teuer wird die Re-Kinisierung, wenn auch die Fundamente für das elf Meter hohe Monumentaldenkmal neu errichtet werden müssen. Ob das notwendig ist, weiß niemand - dazu müsste man erst in die Eingeweide der Brücke vordringen. Baureferentin Rosemarie Hingerl geht aber davon aus, dass die Reste des historischen Fundaments noch im Inneren existieren.

Monarch an der Isar: Überlebensgroß in königlicher Marmornische - so war Ludwig II. einst auf der Corneliusbrücke zu sehen.

Überlebensgroß in königlicher Marmornische - so war Ludwig II. einst auf der Corneliusbrücke zu sehen.

(Foto: oh)

Bei Natur- und Denkmalschützern sowie den Historikern des Stadtarchivs hält sich die Begeisterung für den Wiederaufbau in sehr engen Grenzen. Es handle sich um eine "weitgehende Rekonstruktion", die nicht als Aufgabe der Denkmalpflege gesehen werde, so das zuständige Landesamt. Heimatpfleger Gert Goergens hält einen Neubau weiter Teile eines Denkmals für "fragwürdig" - zumal die Statue mangels eines Abgusses anhand von Fotos rekonstruiert werden müsste. Aus Sicht des Stadtarchivs macht eine Rekonstruktion eines ehemaligen Denkmals mit öffentlichem Geld "wenig Sinn". Es gebe in München bereits neun Stein- und Bronzebildnisse Ludwigs II. Das von der CSU vorgeschlagene Café auf der Bastion, da sind sich die Experten einig, wäre auf der Corneliusbrücke fehl am Platze.

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