Möglicher Blindgänger in der Maximilianstraße:Wie die Stadt sich auf eine Evakuierung vorbereitet

Fliegerbombe Maximilansstraße Sperrgebiet

Die Branddirektion erstellte bereits die Pläne für eine weiträumige Evakuierung, falls es sich bei dem Fund um eine Bombe handelt. Im Umkreis von mindestens 300 Metern zum Fundort müssen dann Straßen und Gebäude geräumt werden.

(Foto: Grafik)
  • Nach dem Fund eines verdächtigen Gegenstands auf einer Baustelle der Regierung von Oberbayern an der Maximilianstraße könnte es am Sonntag im Lehel zu einer Evakuierung kommen.
  • Experten eines Kampfmittelräumdienstes haben im Boden in etwa sechs Meter Tiefe eine sogenannte Anomalie geortet.
  • Falls es sich bei dem Fund um eine Bombe handelt, müssten im Umkreis von mindestens 300 Metern zum Fundort Straßen und Gebäude geräumt werden.

Von Thomas Anlauf

Weite Teile des Lehels und der östliche Bereich der Altstadt müssen am Sonntag womöglich evakuiert werden. Nach dem Fund eines verdächtigen Gegenstands auf einer Baustelle der Regierung von Oberbayern an der Maximilianstraße hat die Münchner Branddirektion vorsorglich alle Anwohner, Firmen und Institutionen im Umkreis von mehreren Hundert Metern darüber informiert, dass es sich bei dem Fund möglicherweise um eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg handelt.

Experten eines Kampfmittelräumdienstes hatten im Boden in etwa sechs Meter Tiefe eine sogenannte Anomalie geortet, vermutliche einen länglichen metallischen Gegenstand. Derzeit wird das Erdreich im Innenhof des Regierungsgebäudes vorsichtig abgetragen, erst voraussichtlich im Laufe des Samstags wird sich herausstellen, ob es sich tatsächlich um eine Bombe handelt und um welchen Typ. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich der im Untergrund liegende Gegenstand eine Bombe ist. Das 180 Meter lange Regierungsgebäude wurde 1944 durch Bombenangriffe weitgehend zerstört.

Im Umkreis von mindestens 300 Metern müssen dann Straßen geräumt werden

Am Freitag erstellte die Branddirektion bereits die Pläne für eine weiträumige Evakuierung, falls es sich bei dem Fund um eine Bombe handelt. Im Umkreis von mindestens 300 Metern zum Fundort müssen dann Straßen und Gebäude geräumt werden. Drei Züge der Berufsfeuerwehr sowie 300 Helfer der Freiwilligen Feuerwehren sind in Alarmbereitschaft versetzt. Auch MVV und MVG sind bereits für einen Notfallplan eingebunden: "Es werden dann Ersatzbusse eingesetzt", sagt Christian Kaiser von der Branddirektion. Denn bei einer Evakuierung wären nicht nur die Trambahnlinien 18 und 19 betroffen, sondern auch die U-Bahnlinien 4 und 5, da der U-Bahnhof Lehel in der Sperrzone liegen würde. Ebenso gesperrt würden Teile des Altstadtrings, die Maximilianstraße sowie Teile der Widenmayer- und Steinsdorfstraße an der Isar.

Eine logistische Herausforderung ist der Evakuierungsplan für das Seniorenheim "Haus Alt-Lehel". Es liegt zwar am Rand der 300-Meter-Zone, trotzdem müssten im Ernstfall 140 zum Teil gehbehinderter Bewohner des Seniorenheims mit Krankentransportern in sogenannte Akut-Betreuungsstellen in einer Münchner Schule gebracht werden. "Für Bewohner, die nicht länger als drei Stunden im Rollstuhl sitzen können, sind Liegendtransporte vorgesehen", sagt Peter Behrbohm, Sprecher des BRK-Kreisverbands, von dem das Haus Alt-Lehel betrieben wird. Das Mittagessen für die Bewohner werde dann bereits morgens zubereitet und ebenfalls in die Schule transportiert. Dort gebe es dann Sitzgelegenheiten und Feldbetten, so Behrbohm. "Wir gehen davon aus, dass alle Heimbewohner am Sonntagabend wieder in ihrer vertrauten Umgebung sind." Sie wurden am Freitagnachmittag von einer möglichen Evakuierung informiert.

Kammerspiele und Hotel Opera von Sperrung betroffen

Betroffen von einer Sperrung wären möglicherweise auch die Münchner Kammerspiele. Sie müssten am Sonntag kurzfristig die Aufführung von Jean Genets "Die Zofen" absagen. Im Sperrring befinden sich auch mehrere Hotels. Das Management des Hotels Opera an der St.-Anna-Straße hat bereits seine Gäste über die möglichen Unannehmlichkeiten informiert. "Wer am Sonntagvormittag abreisen und vorher noch ein Museum besuchen will, dem empfehlen wir, vorher die Koffer zu packen und das Auto außerhalb der Zone zu parken", sagt ein Sprecher des Vier-Sterne-Hotels. Den anderen Gästen empfiehlt das Management, am Sonntag ein entsprechendes Freizeitprogramm zu wählen, um nichts von der großräumigen Sperrung mitzubekommen. "Die dauert ja möglicherweise fünf bis sechs Stunden", glaubt der Hotelsprecher.

Die Unwägbarkeiten sind tatsächlich groß. Im schlimmsten Fall handelt es sich bei dem Fund um einen extrem gefährlichen Sprengsatz wie die 250-Kilogramm-Bombe, die im August 2012 auf einer Baustelle an der Feilitzschstraße gesprengt werden musste und Schäden in Millionenhöhe verursachte. Damals war Schwabing im Umkreis von einem Kilometer um den Fundort abgeriegelt.

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