Öffentlicher Nahverkehr:Mehr Elektrobusse für München

Öffentlicher Nahverkehr: MVG-Buschef Bus Ralf Willrett und Josef Schmidt bei der Einweihung der ersten zwei Elektrobusse 2017.

MVG-Buschef Bus Ralf Willrett und Josef Schmidt bei der Einweihung der ersten zwei Elektrobusse 2017.

(Foto: Catherina Hess)
  • Nur zwei Elektrobusse fahren derzeit in München. Das soll sich in den nächsten Monaten ändern.
  • Bis alle Busse in der Stadt ausschließlich mit Batterie unterwegs sind, kann es aber noch bis zu 20 Jahre dauern. Die Anschaffungskosten im Vergleich zu benzinbetriebenen Fahrzeugen sind oft doppelt so teuer.
  • Der Stadt geht die Umstellung zu langsam. Sie fordert mehr Geld vom Freistaat und vom Bund.

Von Pia Ratzesberger

Ralf Willrett beginnt, den beiden Bussen nun zu vertrauen. Sie fahren 200 Kilometer am Tag, recht verlässlich, keine Ausfälle, zumindest keine größeren. Manchmal schloss eine Tür nicht, manchmal öffnete eine Tür nicht, aber das sei ja normal, sagt der Buschef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Er wird die beiden Busse von nun an nicht mehr zusätzlich einsetzen, sondern im gängigen Fahrplan. Und das ist ungewöhnlich, denn die beiden fahren nicht mit Kraftstoff, sondern mit Strom. Es sind die ersten Busse in der Stadt mit Elektroantrieb und es sind noch immer die einzigen. In den nächsten Monaten aber soll sich das ändern. Auch, weil der Druck aus dem Rathaus zunimmt.

In deutschen Großstädten fahren bisher nur wenige Elektrobusse, in Berlin ist man gerade dabei, ein paar Dutzend zu kaufen, auch in Hamburg; in Frankfurt sind fünf Fahrzeuge bestellt. Doch blickt man ins Ausland, sind andere Städte schon weiter. In London oder Göteborg zum Beispiel werden bereits ganze Linien mit den Fahrzeugen bestritten. München will nun nachziehen. Ende kommenden Jahres sollen auf einer Linie nur noch Elektrobusse fahren; bis alle Busse ausschließlich mit Batterie unterwegs sein werden, kann es aber noch dauern.

Ein Elektrobus kostet mehr als ein gängiger Bus, oftmals doppelt so viel. Erst im vergangenen Jahr hatte die MVG die ersten zwei gekauft, damals hieß es, man wolle 2017 noch einmal zwei weitere Busse ausschreiben. Stattdessen aber wird es jetzt in diesem Jahr eine größere Ausschreibung geben. Wie viele Busse es sein werden, will man noch nicht sagen, nur, dass es mehr als zwei sein werden. Auch sogenannte Gelenk-Busse will die MVG bestellen, die sind länger als die bisherigen. Keine zwölf Meter, sondern 18. Für 100 Personen. Solche Busse brauche man in einer Stadt, in die immer mehr Menschen ziehen. Mit den kurzen Bussen alleine könne man nicht planen, heißt es bei der MVG. Es könne, je nach Entwicklung der Technik, allerdings noch bis zu 15 oder 20 Jahre dauern, bis der gesamte Fuhrpark umgestellt sei. Dem Rathaus wäre das zu langsam. "Die MVG rechnet im Normalmodus, aber wir brauchen Tempo in der ganzen Angelegenheit", sagt der Zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU). Er fordert mehr Geld vom Land und vom Bund.

Mit einer Lösung in 15 Jahren würde die Stadt die Verwaltungsgerichte wohl auch kaum beeindrucken. Die Stickoxid-Werte in München liegen seit Jahren zu hoch. Erst vor vier Wochen hatte das Verwaltungsgericht München geurteilt, dass der Freistaat Bayern ein Zwangsgeld zahlen und endlich ein Konzept für Fahrverbote vorlegen muss. Am Dienstag wird wiederum das Bundesverwaltungsgericht über die Zulässigkeit von Diesel-Fahrverboten in den Städten entscheiden. Bürgermeister Schmid von München hat also Grund genug, zur Eile zu mahnen.

Schmid hatte vor einigen Monaten schon einmal betont, dass es mit den Bussen schneller gehen müsse, damals weihte der Vorstand von MAN Truck und Bus ein neues Entwicklungszentrum im Norden der Stadt ein. Schmid sagte damals, er würde sich sehr freuen, wenn die neuen Elektrobusse aus München kämen, denn das Verwaltungsgericht sitze der Stadt "im Gnack". Der MAN-Vorstand nickte.

Mit Unternehmen wie MAN hat die MVG Partnerschaften geschlossen, um einen passenden Bus zu finden. Die MVG testet dann immer wieder deren Fahrzeuge und gibt die Erfahrungen weiter. Einer dieser Partner ist Ebusco aus den Niederlanden, von dort kommen die zwei bisherigen Busse. Ein anderer ist MAN, mit diesen Bussen wird es in den kommenden Monaten einen Feldversuch geben. Die Fahrzeuge seien im "Vorserienstand", heißt es beim Unternehmen und das ist wohl einer der Gründe dafür, warum bisher nur zwei Elektrobusse in München fahren. Zumindest gibt die MVG an, es gebe eben noch keinen Bus vom Fließband, der zu München passen würde. In dieser Sache stimmt auch der Bürgermeister zu - er habe das Argument lange nicht gelten lassen, aber mittlerweile habe er verstanden: "Das ist eben kein 3er BMW, den man von der Stange kauft."

Fragt man Ralf Willrett von der MVG, was ein Elektrobus in München alles können müsse, beginnt er aufzuzählen: Mindestens 200 Kilometer müsse der schaffen, am besten 280 Kilometer. Er müsse den Tag durchhalten, weil im Münchner Verkehr keine Zeit bleibe, um die Batterie zu laden, die müsse also bis zur Nacht halten. Und dann wäre da noch das Wetter. "Wir müssen schauen, wie sich die Elektrobusse bei den kalten Temperaturen machen." Dann müssen die Heizungen laufen, das aber verbraucht zusätzlich Energie. Im Zweifelsfall sind die Elektrobusse nicht mehr nur elektrisch: Die zusätzlichen Heizungen in den Bussen werden dann mit konventionellem Kraftstoff betrieben.

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