Mittlerer Ring:Politiker fürchten Verkehrschaos am Isarring

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Achtung Stau: Wenn am Mittleren Ring gebaut wird, bleibt der Verkehr (hier Richtung Effnerplatz) oft stehen. (Foto: Haas)
  • Der Isarring wird auf drei Spuren ausgebaut. Während der Bauarbeiten steht den Autos jedoch nur eine zur Verfügung.
  • Die CSU warnt vor einem "Infarkt" und fordert unter anderem, in dieser Zeit Bus- und Tramspuren aufzuheben und den Englischen Garten für den Wirtschaftsverkehr zu öffnen.
  • Mit ihren Anträgen scheitert sie ganz knapp im Bezirksausschuss Bogenhausen.

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Am Sonntag, 7. August, so der neue Zeitplan des Baureferats, beginnt die Hauptphase der Bauarbeiten für eine zusätzliche dritte Spur am Isarring zwischen Iffland- und Dietlindenstraße. Bis Ende Oktober steht dann auf dem Mittleren Ring von Bogenhausen Richtung Schwabing nur eine einzige Fahrbahn zur Verfügung.

Einen Vorgeschmack auf die Sperrung gab es schon diese Woche, als die Strecke in der Nacht zu Mittwoch dicht gemacht wurde, um die Gleitwand zwischen den beiden Spuren umzusetzen. Bis Anfang August werden nach Angaben des Baureferats jetzt zwei "in der Breite eingeengte Fahrspuren" zur Verfügung stehen.

Die Baustelle wird massive Auswirkungen haben, denn eine richtige Umleitung für diesen Abschnitt des Mittleren Rings gibt es nicht. Wenn der Verkehr über eine einzige Spur läuft, erwarten Bau- und Kreisverwaltungsreferat, dass der "Pfropfen" westlich der Kennedy-Brücke zu langen Rückstaus im Münchner Osten führen wird.

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Die Planer werden mit einer Sperrung der Ifflandstraße reagieren. Warnschilder entlang der Isarparallele sollen darauf hinweisen, dass sie zur Sackgasse wird, eine Ableitung soll durch die Montgelas- zur Effnerstraße führen. Die Rampe vom Effnerplatz zum Ring wird nur noch für Linienbusse freigegeben, die Vorrangschaltung für Bus und Tram auf dem Effnerplatz vorübergehend stillgelegt.

All diese Maßnahmen gehen der CSU im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen aber nicht weit genug. "Das Konzept des Baureferats halte ich schlichtweg für verantwortungslos", sagte Robert Brannekämper (CSU) in der jüngsten Sitzung. Er prophezeite Rückstaus von 30 bis 50 Kilometern Länge. Gerade in der ersten Woche der Bauarbeiten werde "totales Verkehrschaos" herrschen. "Ein Infarkt droht."

Um dem abzuhelfen, wollte die CSU der Stadtverwaltung diverse Prüfaufträge für weitergehende Maßnahmen erteilen, bekam im BA aber nur für Eingriffe in den Autoverkehr und allgemeine Forderungen wie die Optimierung der Bauabläufe oder die Umwandlung in eine 24-Stunden-Baustelle die notwendigen Stimmen.

Erbitterte Wortgefechte

Mit den Forderungen, Bus- und Tram-Spuren aufzuheben, die Vorrangschaltung für den ÖPNV zu stoppen und die Durchfahrt durch den Englischen Garten für den Wirtschaftsverkehr zu öffnen - gemeint sind Handwerker und Lieferanten -, scheiterten Christsoziale und FDP an einer knappen Mehrheit aus SPD, Grünen und der Fraktion ÖDP/David contra Goliath (DaCG). Deren Vertreter lehnten es auch ab, bei Verkehrsplaner Harald Kurzak ein Gutachten zum Wegfall der zweiten Spur am Isarring in Auftrag zu geben, was die CSU ebenfalls forderte.

Der Abstimmung gingen erbitterte Wortgefechte voraus. "Viel mehr Blödsinn kann man auf einer DIN-A 4-Seite nicht unterbringen", kommentierte Andreas Nagel (DaCG) den CSU-Antrag. Zur Öffnung des Englischen Gartens sagte er: "Die Partei, die den Untergang des Abendlandes heraufbeschwört wegen Trambahn-Gleisen, will da Autos fahren lassen."

Robert Brannekämper erwiderte, es gehe nur um eine Entlastung auf Zeit, nicht um eine permanente Öffnung. Handwerker seien auf ihr Auto angewiesen und würden an der Baustelle lange im Stau stehen. Ein Maler könne aber nicht "mit zwei Meter langen Sockelleisten und drei Farbkübeln in die Trambahn steigen". Dies stellte Karl Niebler in Abrede. Der Vertreter der Grünen ist von Beruf Trambahnfahrer und hat, wie er sagte, in den Siebzigerjahren die Gesellenprüfung als Maler abgelegt.

Martin Tscheu (SPD) wies darauf hin, dass die zweite Spur des Isarrings schon in gut zwei Monaten gesperrt wird, die Zeit für ein Verkehrsgutachten sei jetzt zu knapp. "Das hättet ihr euch schon vor zwei Monaten überlegen können." Überdies habe er erhebliche Zweifel an Kurzak als Gutachter. "Der hat uns schon bisher nur Müll erzählt."

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Kurzaks Prognosen zum Richard-Strauss-Tunnel seien viel zu niedrig angesetzt gewesen. Xaver Finkenzeller (CSU) entgegnete, gerade weil Kurzak selten ein Problem mit Stauungen sehe, seien seine Warnrufe im Fall des Isarrings ernst zu nehmen. "Insofern schellt die Alarmglocke eigentlich noch lauter."

Einstimmig angenommen wurde nach all dem Geplänkel ein Vorschlag von Andreas Nagel: Die Stadt soll prüfen, ob zur Entlastung der Straßen vorübergehend eine alternative S-Bahn-Route angeboten werden kann: eine Art Baustellenexpress über den Nordring von Daglfing nach Moosach.

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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