Mitten in Thalkirchen:Niederlage für die Cowboys

Streit um Kosten wegen fehlender Überfälle auf Postkutschen

Von Jürgen Wolfram

Seit mehr als 100 Jahren schon schwelgt der Cowboy Club München in Wild-West-Romantik. Auf seinem Gelände unweit der Floßlände Thalkirchen künden Tipis und Lagerfeuer davon, dass Old Shatterhands nimmermüde Erben sich Tausende Meilen entfernt von Fort Laramie darauf verstehen, kräftig Rauchzeichen zu geben. Gelegentlich tauschen sie ihr Lasso gegen Schreibutensilien, um mal was anderes einzufangen als eine Mustang-Attrappe. Finanzielle Zuschüsse zum Beispiel.

Nach diesbezüglich erfolgreichen Manövern beim Pow-Wow zum Hundertsten sowie Tagen der offenen Tür hat der große Manitu oder wer auch immer den Mitgliedern eingeflüstert, man könne noch für ganz andere Sachen Kosten in fremde Reservate auslagern. Steht im Club nicht das sehr profane Problem einer Sanierung der Herrentoilette an? Well, exakt 4330 Euro sind für die sanitäre Aufwertung zu veranschlagen. Nur: Wer soll das bezahlen in Zeiten, da Überfälle auf Postkutschen nicht mehr zu den Finanzierungsgepflogenheiten zählen? Der Rat der Weisen glaubte, der Bezirksausschuss mit seinem Budget zur Vereinsförderung sei gefordert.

Doch wie sich herausstellen sollte, haben die Cowboys von der Isar in der Stadtteilvertretung nicht nur Verbündete. Zwar wäre immerhin der Stamm der Roten bereit gewesen, wenigstens eine Zuwendung von 3000 Euro locker zu machen - sofern der Mindestlohn von 8,50 Euro gezahlt wird. CSU, Grüne und FDP hingegen hielten es für eine schlechten Witz, Vereinsförderung auf den Klobereich auszudehnen. "Geld", heulte ein CSU-Vertreter coyotengleich auf, "ist wesentlich besser einsetzbar."

Der Club hat auf die Ablehnung bisher nicht öffentlich reagiert. Ihm ist wohl klar, dass es heutzutage wenig hilft, nach einem Revolverhelden vom Schlage Wyatt Earps zu rufen. Dafür feuerte die SPD noch eine Breitseite auf die BA-Mehrheit ab: Die Förderung alteingesessener Vereine sei gefährdet. Und das, obwohl der Cowboy Club einen "unbestreitbaren Stellenwert für die Einmaligkeit unseres Stadtviertels" habe. Demnach wäre der Club für Thalkirchen so etwas wie das Karl-May-Museum für Radebeul in Sachsen. Mal nachfragen, wie dort der Showdown um die Sanierung der Herrentoilette ausgegangen ist.

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