Mitten in Schwabing:Unaufschiebbare Geschäfte

Gründe für den Stau am Isarring gibt es viele - nicht alle sind sofort ersichtlich

Von Nicole Graner

Es war nur eine kurze Herrlichkeit. Der Stau auf dem Isarring auf Höhe Ifflandstraße schien tatsächlich Geschichte zu sein. Doch nun: fast alles beim Alten. Von der Dietlindenstraße kommend ist wieder jeden Morgen Alltagsgeschäft, und die langgezogene Rechtsabbiegespur in Richtung Schwabing verkommt zur Überholspur für jene, die meinen, sie könnten dann kurz vor der Ausfahrt wieder links einscheren. Hält den Laden auf und bringt eine Zeitersparnis von zwei Sekunden. Wow!

Zurück zum Stau. Es gibt viele Gründe dafür: Zum einen grenzt es wohl an höhere Mathematik, richtig einzufädeln. In der Spur ganz nach vorne zu fahren, zu blinken, einzufahren - vorausgesetzt man lässt den Autofahrer und straft ihn nicht fürs rechtmäßige Einfädeln - das kann doch kein Hexenwerk sein! Zum anderen ist es normal, dass zur Zeit der Rushhour rein zufällig irgendein Bauwagen auf der Einfädelspur steht oder Mähmaschinen. Klar, muss alles sein. Aber jüngst war der Hinderungsgrund ein eher skurriler. Ein Auto steht auf der Einfädelspur, die Warnblinkanlage an. Kein Platter. Kein rauchender Motor. Kein Mensch. Die Autos quetschen sich vor ihm in den Ringstau, einige bremsen scharf ab, weil sie die Warnblinker nicht gesehen haben. Chaos, Gehupe, Geschimpfe sind die Folge.

Doch dann - man ist im Stau einen halben Meter vorgeruckelt - taucht ein Mann aus dem nahe gelegenen Gebüsch auf. Ganz in Schwarz gekleidet, mit goldener Uhr und weißem Haar. Er läuft zum Auto. Gemächlich, versteht sich. Und er sortiert in aller Seelenruhe seine Hose, richtet die Gürtelschnalle. Seinen verdächtigen Handbewegungen am Reißverschluss nach zu schließen, ist die Frage, warum der Mann einfach sein Auto in einer viel befahrenen Einfädelspur abstellte, geklärt: Er war beim Biesln. Echt guter Platz! Echt gute Idee. Aber wohl menschliche Not.

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