Mitten in Schwabing:Luftiges Outfit als Warnung

Darf man das schöne Wetter als Dauergast verstehen?

Von Franziska Gerlach

Der Winter ist zu Ende, das darf mit Fug und Recht behauptet werden. Der Schnee ist weg, nur vereinzelt erinnert der Kies auf dem Asphalt noch daran, dass bis vor kurzem eine Schicht aus Eis die Straßen überzog. An guten Tagen pendelt sich das Thermometer auf fünfzehn, sechzehn Grad ein - und bekanntermaßen schmeckt das Eis nie wieder im Jahr so gut wie bei diesen Temperaturen. Und trotzdem gibt es da dieses Fragezeichen, das sich Jahr für Jahr wie eine garstige Gewitterwolke vor die ersten Sonnenstrahlen schiebt. Darf man das schöne Wetter als Dauergast verstehen? Ist es bereits warm genug, um die Kaffeepause nur draußen zu verbringen - ohne Jacke? Vor allem aber: War es das jetzt mit der Wintergarderobe, können wir Mütze, Handschuhe und Schal für die nächsten sechs Monate getrost auf den Dachboden verbannen - oder lassen wir sie sicherheitshalber noch einige Wochen griffbereit?

Wer in diesen Tagen um den Kleinhesseloher See spazierte - vorbei an den Gästen des Biergartens "Seehaus" - dem kam es beinahe so vor, als versuche so mancher Münchner den Wettergott mit seinem luftigen Outfit zu bezirzen. Wehe dir, es wird noch einmal kalt und eisig, lautete die Botschaft des textilen Protestes, zu dem sich die Träger von Sonnenbrillen und offenen Jacken im Englischen Garten eingefunden hatten, ganz Mutige kamen sogar in Riemchensandalen. Daunenjacken, Wollmäntel? Fehlanzeige. Und wenn die Parkbesucher in ihren Fähnchen insgeheim auch noch so bibberten: Die Blöße klappernder Zähne wollte sich keiner geben, der da im schalen Licht der Frühjahrssonne am Cappuccino oder Weißbier nippte. Da ist der Münchner im März genauso konsequent wie ein halbes Jahr später, wenn er mit schweren Winterstiefeln durch eine Wiese Herbstzeitlose latscht. Es sind ja schließlich 16 Grad.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: