Mitten in Schwabing:Ein Nesterl fürs Zamperl

Mit Hund zu verreisen, kann zur teuren Tortur werden. Mit offenen Armen nehmen den Gast nur wenige auf - wenn doch, ist die Überraschung umso größer

Von Nicole Graner

Nun. Mit Hund zu verreisen, ist nicht immer einfach. Mit Hund gar in einem Hotel zu übernachten, schwer. Oft bekommt man Zimmer angeboten, die nicht schön, praktischerweise - weil abwaschbar - mit Laminat ausgelegt sind, nah an einem Hausausgang liegen. Oder an der Straße, damit das mögliche Bellen vom Verkehrslärm geschluckt wird. Manchmal wird man am Telefon aber auch schnöde abgefragt: Ob der Hund groß oder klein, brav und leise sei, ob er bellt, winselt oder schlabbert. Je nach der Schlagfertigkeit des Herrchen bekommt man den Zuschlag. Oder nicht. Darf man einkehren, dann zahlt man für den Vierbeiner. Ordentlich. In guten Hotels bis zu 100 Euro pro Nacht. Im Regelfall - für einen gut erzogenen Hund mit Führerschein - nur fürs Schlummern und Dösen.

Norwegen ist besonders heikel. Da hat man bisweilen das Gefühl, mit einem gefährlichen Trampeltier unterwegs zu sein. Von den Einreisebestimmungen mal abgesehen. Kritisch wird man beäugt, ob das Tier unentwegt angeleint ist. Sogar oben auf den Hochfjells, wo außer Schafen kaum jemand unterwegs ist. Und dann in ein Hotel? Oh, je. Aber auch in Italien sucht man lang, bis man etwas Adäquates gefunden hat. Und in Bayern? Nun, da ist es mal so, mal so. Da kommt es mitunter darauf an, ob man mit bairischem Charme überzeugen kann. In München darf man sich mittlerweile in nahezu allen Fünf-Sterne-Hotels mit Zamperl einquartieren. Mit Aufpreis natürlich. Und Österreich?

Da gab es jüngst ein Aha-Erlebnis für eine Buchung aus Schwabing nach Wien. "Sind Hunde in ihrem Haus erlaubt?" Aber sicher. Gern. "Wie viel kostet die Nacht?" Nichts. Wir freuen uns auf ihren Hund. "Wie bitte?" Wir freuen uns auf Sie. Dürfen wir ihnen ein Nesterl fürs Hunderl bereit stellen? "Ähm, ja, ähm nein, danke. Wir nehmen selbst unser, ähm, Nesterl mit." Gerne. Dann gibt es aber eine Überraschung extra. Mag er Knochen? "Jaja." Wie heißt ihr Hund? "Tonga". Sehr gern. Nun heißt es in der Buchungsbestätigung: "Gäste: Familie und Tonga". Schlafen mit Hund in Wien. Wunderbar. Auf zum Nachbarn!

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