Mitten in Schwabing:Das Glück des Domino-Effekts

Die Kaufhäuser verlocken uns immer häufiger antizyklisch mit Schoko-Osterhasen oder Lebkuchen. Es ist kein Problem, dabei zuzugreifen, der Genuss macht sich allenfalls auf der Waage bemerkbar

Von Nicole Graner

Natürlich ist es blödsinnig. Und eine ausgefuchste Masche der Industrie, wenn Dinge zum Verkauf angeboten werden, die so gar nicht in die Jahreszeit passen wollen. Weihnachtsmänner im Oktober, Osterhasen zu Fasching, und ja, so kleine, quadratische Schokowürfel, die jetzt schon - gut gestapelt - in den Supermärkten liegen. In transparenten Packungen. Verführerisch. Mit Marmelade und Marzipan gefüllt. Und Schokolade überzogen. Vollmilch, Zartbitter. Mhmm. Die Herzschwestern liegen meist gleich daneben. Mehr Lebkuchen, mehr Marmelade. Anderer Geschmack. Es ist ein Glücksgefühl, endlich wieder diese verflixt leckeren Teilchen zu entdecken. Und, ja, auch zu kaufen. Dominosteine und gefüllte Lebkuchenherzen. Wunderbar.

Mancher mag das nicht verstehen. Marzipan, igitt. Und dann diese süße Marmelade, diese Kombination. Entschuldigung: Alles Ignoranten. Denn gute Dominosteine. . . Säuerliches Quitten-, Johannisbeergelee zusammen mit Marzipan und vor allem einer guten Schokolade geschlutzt! Leute, es ist eine Auszeit im Alltagsstress, ein Endorphin-Beschleuniger.

Zugegeben: Man überlegt kurz, ob man tatsächlich im September diese Teilchen schon kaufen soll. Man will die Bikinifigur doch noch in die Adventszeit retten. Ein bisschen komisch ist es natürlich auch bei warmen Spätsommertemperaturen, Lebkuchenherzen einzukaufen. Doch man hat Mitstreiter. Neulich in einem Schwabinger Supermarkt. Da stehen die Schokosünden aufgestapelt.

Drei Sehnsüchtler stehen davor und grübeln. Soll ich, soll ich nicht? "Schon lecker", sagt der Herr. "Und wie. Jetzt schmecken sie am allerbesten", ist die Antwort. "Aber im September schon damit anzufangen? Ich weiß nicht", sagt eine Dame. "Ach, was soll's", sagt der Herr und schnappt sich eine Tüte Herzen und ein Packung Dominosteine. Alle drei entscheiden sich für die gleiche Ration: Um später doch noch einmal zurückzukehren. Ganz schnell und heimlich: Ein zweites Tütchen kann ja nicht schaden!

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