Mitten in Schwabing:Das Auge isst mit

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Im Neubauquartier Schwabinger Tor kehrt das Leben ein - Restaurant und Bäckerei müssen aber noch mit Baustellen-Ambiente zurechtkommen

Von Nicole Graner

Kupferrondelle mit roten Polstern, edles Material. Innen viel Holz, viel Leder. Beim Studieren der Speisekarte, einer Mixtur aus deutsch-französischer Küche, bildet sich beim Lesen ein kleines Pfützchen auf der Zunge. Mhmm, lecker. Und draußen, neben aufgestellten Olivenbäumen in riesengroßen Trögen, ein erlesener Blick auf einen grünen Baucontainer, fertige und eingerüstete Fassaden, Holzpaletten - und ja, auch drei Dixi-Toiletten.

Normalerweise wäre das ein Ärgernis für Gäste eines Restaurants. Vielleicht auch für die Gäste des im April eröffneten ersten Restaurants "La Boheme" im Wohn-Quartier "Schwabinger Tor". Gut essen, Austern in Rotweinschalotten vielleicht, und dann diese Aussicht. Normalerweise. Denn der Blick auf die Baustelle hat irgendetwas. Man blickt hinein in das Werden, hört die Rufe der Bauarbeiter. Dort ein Scheppern, da ein Krachen, ein Hämmern und Bohren. Eine Plane flattert leise.

Und dann rattert etwas. Weiß-blau. Ein Wagen der Linie 23. Er biegt genau dort um die Kurve, wo die Stühle des Restaurants stehen. Zusehen, wenn sich die beiden Linien - stadteinwärts und stadtauswärts - treffen, herausfinden, in welchen Zeitschleifen sie sich an jener Ecke treffen? Ein Spektakel! Fast schon wie Meditation.

Kurz: Auf dem ersten Platz des Schwabinger Tors tut sich was. Gerade erwartet eine Feneberg-Filiale Eröffnungsgäste. Und Verkaufsleiter Jürgen Wachter verteilt leuchtend gelbe Sattelschützer auf geparkten Fahrrädern. Mit Brezenmotiv. Denn die Bäckerei und Konditorei Riedmair hat gerade ihre 14. Filiale aufgemacht. Es gibt "Schnupper-Brezn", später einmal handgemachtes Eis ohne Zusatzstoffe und natürlich Semmeln und Torten aller Arten. Wenn Paletten und Baucontainer verschwunden sind, wird es auch noch eine Terrasse geben mit 80 Plätzen. Dann, glaubt Wachter, gehe es erst richtig los. "Jetzt wird es wohl noch ein wenig ruhiger sein", sagt er, aber freut sich, dass er an einem so "tollen Platz" arbeiten kann. Dort, wo sich Straßenbahnen grüßen.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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