Schlüssel ins Schloss, gedreht, nichts. Schlüssel raus, Schlüssel rein, immer noch - nichts. Und noch einmal versucht, wieder und wieder, mit Gefühl, mit Kraft, mit noch mehr Kraft. Das Schloss zum Hotelzimmer klemmt, dabei ließ es sich auf dem Weg zur Passeggiata, dem Abendspaziergang, noch ganz leicht drehen. Jetzt ist kurz vor Mitternacht, hinter der Tür warten Koffer und Bett und davor man selbst.
An der Rezeption sitzt ein sehr freundlicher, kleiner Mann mit weißen Haaren. Er folgt recht ungläubig zu Zimmer 320. Probiert es mit dem Zimmerschlüssel, mit dem Generalschlüssel, zischt unzitierbare italienische Flüche, um sich dann peinlich berührt umzudrehen und auf Deutsch zu sagen: "Das hatten wir noch nie." Der Nachtportier stemmt sich nun mit der ganzen Wucht seiner Einmetersechzig gegen die Tür, bis die Nachbarin aus dem Zimmer schaut. "Alles okay", sagt er, der zehn Jahre in Hamburg gelebt hat. Im Erdgeschoss holen wir noch Zange und Schraubenzieher aus dem Werkzeugkasten, den der Klempner im Gang hat stehen lassen. Wir heben, drücken, ziehen die Tür, mit der Zange verlängern wir den Hebel des Schlüssels, bis der sich schraubenartig verbiegt. Hinter der Tür liegen Zahnbürste und Laptop, am nächsten Morgen steht der erste Termin an. Nichts ist okay.
An der Bar gibt es ein Paulaner aufs Haus, bis klar ist, dass der Schlosser doch nicht kommt. Ein Uhr rückt näher, geschlafen wird in Zimmer 221, ohne Gepäck. Und natürlich ist der Schlosser auch nicht wie versprochen um sieben Uhr morgens da, nicht um 7.25 Uhr vor dem Frühstück, nicht um 7.50 Uhr nach dem Frühstück, sondern um 8.08 Uhr. Um kurz vor neun tut sich etwas: Der Schlosser reicht Koffer und Tasche über den Nachbarbalkon. Er hat die Balkontür geknackt, die Zimmertür hat er nicht geschafft, er wird sie aufbrechen müssen. Ach, Italien.