Mitten in Pasing:Verdiente Kerzen-Dynastie

Die Ebenböcks haben einst ein Vermögen als Wachslichter-Fabrikanten gemacht. Weil sich der vor 150 Jahren geborene Alois Ebenböck auch sozial und kulturell engagierte, wurde er Pasinger Ehrenbürger - und die Stadt legt an diesem Dienstag einen Kranz an seinem Grab nieder

Von Jutta Czeguhn

Die Grabstätte Nummer 6/7 an der Nordmauer im Pasinger Friedhof bekommt mal wieder offiziellen Besuch. An diesem Dienstag, 22. August, wird dort ein Vertreter aus dem Münchner Rathaus einen Kranz mit Stadtschleife niederlegen. Eine Ehre, heißt es, die nur verdienten Münchnern zukommt. In diesem Fall handelt es sich um Alois Ebenböck, der, so liest man in schönen Lettern auf seinem Grabstein, am 22. August 1867, also vor 150 Jahren, das Licht der Welt erblickte und es zum "Hofwachslichterfabrikanten" und zum letzten Ehrenbürger der Stadt Pasing vor ihrer Eingemeindung nach München brachte. Zuletzt gab es zum 75. Todestag im Januar 2011 so einen Schleiferl-Kranz, obwohl es da erst 74 Jahre nach Ebenböcks Ableben war, ist er doch am 16. Januar 1936 verblichen.

Dass die Landeshauptstadt heute noch seiner gedenkt, hat nicht in erster Linie damit zu tun, dass die Ebenböcks über Generationen hinweg mit der Produktion von Tabernakelkerzen und Lebkuchen ein Vermögen machten; der Grund dafür ist vor allem, dass sich Vertreter dieser Dynastie auch sozial und kulturell engagierten. Alois' Papa Mathias etwa, der das Unternehmen von der Schwanthalerstraße nach Pasing verlegte, setzte sich für Religionsunterricht an Schulen und die Errichtung einer städtischen Heilanstalt ein. Alois selbst und sein Bruder Ernst vermachen der Stadt Pasing etliche Grundstücke.

In ihrem Stadtschlösschen an der nach der Familie benannten Ebenböckstraße verkehrten Künstler wie Carl Spitzweg, der in der Nähe wohnte und regelmäßig mit Lebkuchen beschenkt wurde, wofür er sich - was für ein Deal - mit Gemälden revanchierte. Am dankbarsten aber ist die Landeshauptstadt den Ebenböcks dafür, dass Alois' Bruder Ernst ihr 1952 die schöne Villa samt lauschiger Gartenpracht vermachte. Das Haus beherbergt heute nicht nur das Pasinger Archiv und das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, sondern auch Künstler aus aller Welt. Alois Ebenböck hätte das wohl gefallen, trieb doch sein Vater bereits Handel mit fernen Ländern wie Madagaskar oder Sansibar. Derzeit wohnen in der Villa zwei Künstler aus Taiwan, die demnächst in der Lukaskirche Kunstwerke aus Luft präsentieren werden.

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