Der Mensch wird, wenn er so vor sich hin warten muss, zum Schweinigel. Die Bushaltestelle am Nordausgang des Pasinger Bahnhofs ist oft ein rechter Saustall. Der Müll quillt im und springt aus dem Abfallbehälter. Irgendwann lassen die Saubären, die dort herumstehen, ihr Zeug dann einfach neben sich purzeln.
Schweine, Igel, Bären? Was haben die Tiere eigentlich mit dem Unrat der Menschen zu schaffen? Unsere Sprache ist da sehr ungerecht, denn die Tiere benehmen sich zumeist ziemlich tadellos. Die Vogelspinne Morris zum Beispiel, die ein Kommilitone immer zu den Vorlesungen in die Uni mitnahm, war ein pfleglicher, interessierter Zuhörer. Gab nie einen Mucks von sich, saß aufmerksam in der Jackentasche, nur ab und an lugte ein Beinchen hervor. Morris benutzte keine Plastikbecher in der Cafeteria, im Gegenteil, er verspeiste Ungeziefer.
Ein Unrat-Vertilger war auch Lutz, das Kaninchen. Es knabberte gerne an Kabelschnüren aller Art, die brauchte man dann nicht mehr im Wertstoffhof entsorgen. Dass ihm das auf Dauer nicht bekam, ist eine andere Geschichte. Dann war da Theo, auch ein Tier mit Charakter. Der Hund nahm sich in seinen Teenager-Jahren mit Vorliebe jener Pizza-Schachteln an, die der Mensch leergefressen hatte. Wir reden von Papiermüll.
So gibt es viele dieser Geschichten über vorbildliche Tiere, jeder kann eine erzählen. Eine ganz erstaunliche ist einem erst dieser Tage zu Ohren gekommen. Die von Sam, dem Border Collie: Der Hund war in den Abendstunden mit seinem Herrchen an eben jenem Nordausgang des Pasinger Bahnhofs unterwegs. Border Collies, muss man wissen, sind sehr kluge, lernfreudige und überaus temperamentvolle Tiere, die auch gerne mal die Führung in der Mensch-Hund-Beziehung übernehmen. Sam nun machte also, was die Menschen an der vermüllten Bushaltestelle tun sollten. Er schnappte sich eine Plastiktüte und platzierte sie mit Bedacht in die nächste Mülltonne.