Mitten in München:Suche nach dem Unmöglichen

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Im Land des Bieres ist es ein schweres Unterfangen, Männer zu finden, die weniger als 50 Kilo wiegen

Von BERTHOLD NEFF

Eine Belohnung ist ausgesetzt, und wie immer ist man auf sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Zu identifizieren sind die Personen, denen die Fahndung gilt, recht leicht: "Die Frauen und Männer sind mindestens 18 Jahre alt, wiegen über 50 Kilogramm und sind in gesundheitlich guter Verfassung." Da ist guter Rat teuer. In einem Land, wo Bier als Grundnahrungsmittel gilt und es meist dazu verwendet wird, Gebratenes und Gesottenes runterzuspülen, ist es doch so gut wie unmöglich, Männer zu finden, die weniger als 50 Kilogramm wiegen. Es sei denn, sie trainierten heimlich für eine männliche Version von "Germany's next Topmodel".

Das konnten die Verantwortlichen vom Haema Blutspendedienst an der Dachauer Straße natürlich nicht wissen, als sie ihren Fahndungsaufruf mit dem Ziel veröffentlichten, Abzapfwillige zu finden. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Leipzig und ist infolgedessen auch im zweiten Jahr seit Eröffnung der Münchner Dependence noch nicht zur Gänze damit vertraut, dass eine gewisse leibliche Fülle in Bayern für ein gstandenes Mannsbild unerlässlich ist.

Mit Fahndungen würden sich derzeit aber auch Einheimische schwer tun. Wie sollte zum Beispiel der einst ruhmreiche TSV 1860, seit geraumer Zeit in der Hand eines jordanischen Investors, jene Münchner suchen, die noch echte Löwenfans sind? Vielleicht so: "Suchen Münchner, deren Lieblingsfarbe Blau ist, die auf Rot allergisch reagieren und sich nichts sehnlicher wünschen, als dereinst wieder im maroden Stadion an der Grünwalder Straße zu jubeln, anstatt sich in einer Arena in Fröttmaning zu verlaufen."

Den anderen Sorgenkindern dieser Stadt, den Banken, könnte man diesen Text empfehlen: "Suche Kunden, die ihr Girokonto online kostenlos nutzen wollen und deswegen bereit sind, für ihre Arbeit zu bezahlen - also 2,50 Euro zu entrichten, wenn sie am Service-Terminal selbst eine Überweisung eintippen".

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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