Mitten in München:Lecithin hilft beim Bezahlen

Lesezeit: 1 min

Im Wust der Geheimnummern tut sich auch der Nervenstarke schwer, unter Stress immer die richtige Pin einzutippen

Von berthold neff

Es kommt im Leben leider häufig vor, dass man sich nur als irgendeine Nummer fühlt, und viel zu selten ist es die Nummer eins. Und wenn man mal etwas braucht, zum Beispiel einen neuen Pass oder eine Zugfahrkarte, muss man an einem Automaten eine Nummer ziehen, auf der dann etliche Ziffern verraten, wie lange die Wartezeit diesmal ausfallen wird.

Und dann gibt es diese Momente, in denen es darauf ankommt, selbst auf die Schnelle eine Nummer einzutippen, die eigene Geheimnummer. Wobei sich die Menschen mittlerweile nicht nur mit einer, sondern mit vielen Geheimnummern herumschlagen müssen. Nur diejenigen, die es wirklich draufhaben, schaffen es auch unter höchster Belastung - also unter den finsteren Blicken der langen Schlange vor der Supermarktkasse, stets fehlerfrei die richtige Abfolge der Ziffern einzutippen. Viele greifen daher bereits in jungen Jahren zu Gehirndoping, um dieser Herausforderung gewachsen zu sein. Lecithin zum Beispiel, das heute sogar schon Schüler zu sich nehmen, um das Gedächtnis zu unterstützen, steht in dem Ruf, eine wichtige Rolle bei der Reizübertragung von Neuron zu Neuron zu spielen.

Und wenn man sich dann die Geheimnummer der EC-Karte endlich gemerkt hat, kommt die Hiobsbotschaft: Sie erhalten eine neue Karte und eine neue Pin-Zahl. Selbst Menschen, die nur noch in gelegentlichen Albträumen an ihre vor Urzeiten beendete Schulzeit erinnert werden, zwingt man so, ewig zu büffeln.

An dieser Stelle seien zwei Geheimnummern verraten, die einem so richtig ans Herz gewachsen waren und deren Entzug sehr schmerzte. Die eine lautete 3-2-2-1, war also fast so einfach wie 4-3-2-1, wobei zu klären wäre, ob das noch als Geheimnummer durchgeht. Frei zur Verwendung ist auch eine andere, die man stets fehlerfrei eintippte. Sie lautete 3-0-0-7. Weil sie an eine Gestalt erinnerte, die bis heute die Welt rettet, war sie idiotensicher. Man sollte beim MI 6 anrufen, ob James Bond sie bei seiner nächsten Mission brauchen kann.

© SZ vom 31.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: