Mitten in München:Einfach Käse

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Dem Oktoberfest zum Trotz: Nicht Bier und Hendl sind auf dem Vormarsch, sondern die gereiften Milchprodukte

Von Stefan Mühleisen

Zugegeben, die Frage klingt abseitig, dennoch muss sie dringend gestellt werden: Ist München neben der Bier- auch eine Käsestadt? Ein prophylaktisches Pardon sei hinausgesandt an alle Münchner, die sich bei dieser These jetzt vor Schreck verschlucken und den Masskrug auf den Wiesn-Biertisch knallen. Kaasstod? Soweit kommt's noch, dass ein Schließt-den-Magen-Milchprodukt der Hopfen-und-Malz-Marke Konkurrenz macht. Doch das Schreckmasskrugknallen dürfte schon seit Tagen durch die Festzelte schallen. Denn Haxn und Hendl sind auf dem Rückzug; auf dem Vormarsch dagegen, womöglich oftmals noch begleitet vom Bayrischen Defiliermarsch: der Käse.

Zu lange wurde die heimliche Emanzipation von Camembert & Co. nicht bemerkt. Doch dann stockt der Atem, als die Pressemitteilung der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft (LVBM) herbeiweht wie das Bukett eines reifen Romadur. In den ersten Tagen seien "besonders viele Käsefans auf der Oidn Wiesn gesichtet worden", heißt es da. Vroni, Mitarbeiterin am Käsestand, sei aufgrund der hohen Nachfrage persönlich auf ihr Fahrrad gestiegen und habe für Nachschub gesorgt. Der Noteinsatz ist auch mit einem Foto dokumentiert: Darauf pedaliert die Vroni fröhlich im Dirndl, im Korb auf dem Gepäckträger ein Stück Emmentaler.

Sie mag der Vorbote sein für die Verkäsung der Stadt. "Call a Kaas"-Dienste könnten sich bald etablieren, zumal Milchprodukte auch bei Sonnenbrand helfen, wie die LVBM im August verlautbarte. Ein Lebensmittel also, nicht Fisch, nicht Fleisch, dafür in vielen Lebensbereichen einsetzbar, geradezu effizient. Das passt zum modernen München, was sich wohl auch Kommunalreferent Axel Markwardt denkt. Als oberster Chef der Markthallen München kultiviert er den städtischen Käse. Am Freitag, 2. Oktober, findet unter seiner Ägide der "Große Hofkäsetag" auf dem Viktualienmarkt statt. Von 10 bis 18 Uhr wird für jeden Typ etwas dabei sein, egal ob Hart-, Weich-, Schnitt- oder Schimmelfan. Auch eine "große Käse-Prüfung" ist angekündigt. Die Zeichen mehren sich, dass ins Tourismuslogo der Stadt bald ein Stück Käse eingearbeitet werden muss. Der Slogan: "Einfach Käse".

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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