Mitten in München:Der Ball liegt bei der Stadt

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Sendling-Westpark hat auch noch andere Anliegen als nur das Weiterkommen des FC Bayern in der Champions League

Von Berthold Neff

Der FC Bayern kämpft um den Einzug ins Halbfinale der Champions League und ganz München hat nichts anderes im Sinn, als das zu erleben. Ganz München? Nein, mindestens 60 Bürgerinnen und Bürger, die in der Nähe der Inninger Straße und damit des Südparks wohnen, sind 90 Minuten vor Spielbeginn in den Sitzungssaal des Sozialbürgerhauses an der Meindlstraße gekommen. Spiel hin, Spiel her, sie wollen in dem Bürgergespräch, zu dem die beiden CSU-Stadträte Michael Kuffer und Otto Seidl geladen haben, ihrem Ärger über das "Gewerbliche Wildparken in der Inninger Straße" freien Lauf lassen und eine Lösung fordern, damit dieser "nicht mehr akzeptable Zustand" beseitigt wird.

Bis zu 14 Fahrzeuge eines Autoverleihers wurden dort schon gleichzeitig parkend gesichtet, Wohnmobile und -anhänger stehen oft ewig dort, klagten die Bürger in ihren mitunter äußerst emotional gehaltenen Redebeiträgen. Auch Schiffe sind dort schon vor Anker gegangen. In einigen Wohnwagen brennt abends Licht, von Partys ist die Rede und auch davon, dass im Inneren möglicherweise der Prostitution nachgegangen werde. Kinder, die hier auf dem Weg zur Schule durchradeln, sind auch deswegen gefährdet, weil große Lkw und Anhänger ihnen und den Autofahrern oft die Sicht nehmen.

Ab und zu, so berichten die Bürger, schaut zwar die Polizei vorbei, aber das ändert kaum etwas. Im Bezirksausschuss Sendling-Westpark wurde das Thema auch schon häufig diskutiert. Die Idee, die Straße dort, wo niemand wohnt, also zwischen Holzhausener und Höglwörther Straße, zurückzubauen, fand aber keine Mehrheit - auch deshalb, weil dies etwa 400 000 Euro kosten würde. Die CSU scheiterte außerdem mit ihrer Forderung, doch die Anwohner zu befragen, was sie selbst wollen.

Das Bürgergespräch kurz vor dem Bayern-Porto-Spiel ergab nun, dass SPD und Grüne mit ihrem Nein zum Rückbau nicht ganz falsch lagen, denn bei der abschließenden Abstimmung hob niemand die Hand für die große Lösung. Eine deutliche Mehrheit fand sich dann für den Vorschlag, die Straße durch Findlinge oder Leitplanken auf nur noch 4,10 Meter zu verschmälern, sodass Halteverbote eingerichtet werden können. Bislang ist dies wegen der Breite der Straße von 7,50 Metern nicht möglich.

Kuffer und Seidl wollen nun durch einen Antrag im Stadtrat das Baureferat für diesen Plan gewinnen. Auf die Schnelle allerdings wird das nicht gehen, warnte Kuffer. Ein halbes Jahr werde es nach dem Antrag mindestens dauern, bis ein erstes Ergebnis vorliegen werde. Das Ergebnis beider Ereignisse an diesem Dienstagabend lag schon nach 90 Minuten vor. Kurz nach 20.30 Uhr beendeten die Bürger die Diskussion und gaben dem Ball den Vorzug.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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