Mitten in München:Abtauchen und vor sich hin dösen

Richtiges Hamstern lernt der Mensch nicht wirklich von Protagonisten aus dem Tierreich

Von Berthold Neff

Man muss nur den Eichhörnchen zuschauen, wie sie Löcher in den Boden scharren, die Nuss darin versenken und dann mit Pfoten und Schnauze das Erdreich festdrücken, um eines zu wissen: Es ist Zeit, das große Hamstern zu beginnen. Wir Menschen tanken noch die letzte Kraft der Sonne, nehmen mit den Augen das strahlende Ocker des Laubes auf, um uns später daran aufzurichten, wenn die Stadt ganz grau wird vom Schneematsch.

So richtig nachhaltig ist das nicht. Hamstern muss, wenn es einen wohlbehalten über den Winter retten soll, gut überlegt sein. Die Eichhörnchen zum Beispiel versuchen zwar, sich trotz ihres recht kleinen Kopfes die Standorte ihrer Vorratskammern einzuprägen. In mehreren Testanordnungen wurde aber festgestellt, dass die possierlichen Tierchen es beileibe nicht schaffen, sich alle Verstecke zu merken.

Aber auch wir müssen, was die richtige Vorratsspeicherung betrifft, noch viel lernen. Der eine zum Beispiel legt schon seit Jahren regelmäßig Geld auf die hohe Kante, um jeden Winter möglichst lange in den Süden zu entfliehen. Neuerdings aber stellt er fest, dass sich dieses Geld wegen der Null-Zinsen nie vermehrt, und jener Teil davon, der in der Schweiz im starken Fränkli angelegt ist, wird durch Strafzinsen zusätzlich geschmälert, was den Vorteil nicht gezahlter Steuern fast schon wieder zunichte macht. Wer so plant, kann den Trip auf die Malediven gleich vergessen.

Man muss solche Sachen akribisch planen, wenn man es wirklich schaffen will, sich die Glut dieses Sommers und das Wohltemperierte dieses Herbstes für den Winter zu sichern. Am Donnerstag hat man im Bauzentrum an der Willy-Brandt-Allee 10 zwischen 15.30 und 18 Uhr gleich die richtigen Experten bei der Hand. Sie referieren über Latent-Wärmespeicher und Eisspeicher und sogar über Sorptions-Speicher, die bekanntlich auf Zeolithbasis unter Nutzung der chemischen Bindungsenergie arbeiten. Klingt kompliziert, ist aber für den Menschen die einzige Chance, ressourcensparend den Winter zu überstehen. Wie anders sollte man von der heißen Luft auch dann profitieren, wenn sie sibirischer Kälte weichen musste?

Die Beispiele, die uns derzeit die Tiere in Hellabrunn vorführen, sind ja kaum auf Menschen übertragbar. Waldbisons, Elche und Wölfe legen sich gerade einen Wintermantel aus dickem Fell zu, selbst gemacht und keineswegs gekauft. Andere wiederum suchen, wenn es draußen ungemütlich kalt wird, den Weg in den Untergrund. Die Braunbärin Olga etwa, so entnehmen wir es der Pressemitteilung "Goldener Herbst im Tierpark Hellabrunn", sucht sich so langsam ein kuscheliges Quartier für den Winterschlaf.

Das wär's doch. Abtauchen, vor sich hin dösen. Wecker abschalten. Und im Frühjahr, wenn die Forsythien blühen, wieder nach oben kommen.

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