Kommt Zeit, kommt Post. Und wenn man sehr, sehr geduldig ausharrt, sogar von solchen Mitmenschen, die der gemeine Werktätige gern mal mit dem Attribut "Entscheider" bekränzt. So einer also, der nicht nur dauer-zwitschernd eine Meinung vor sich her pfeift, sondern auch danach handelt - besser: die Möglichkeiten hat, danach handeln zu lassen.
Bei der Deutschen Bahn AG zum Beispiel ist das der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Grube. Der soll nun Wind davon bekommen haben, dass in seinem Reich, genauer in Laim, etwas entgleist ist und nicht mehr richtig tickt. Es geht um die große Uhr am S-Bahnhof über der Auto-Röhre Richtung Nymphenburg. Sie steht zum Unmut vieler Bürger seit Jahren still. Weder die einem Ritual gleich vorgebrachten Klagen des Bezirksausschusses noch bohrende Nachfragen des Baureferates vermochten es, Reparateure oder gar die Zeiger in Bewegung zu setzen. Die Zeitenwende obliegt anscheinend allein dem Bahnchef.
Nun hat die Stadtviertelpolitiker nicht wie üblich ein Brief aus dem Maschinenraum der Bahn erreicht. Tenor: Zuständig sind andere, machen können wir nix. Im Briefkasten lag stattdessen ein Schreiben des Konzernbevollmächtigten für den Freistaat Bayern. "Herr Dr. Grube hat mich gebeten, Ihnen zu antworten", hebt der Autor an, "die von Ihnen angesprochene Uhr wird innerhalb der nächsten Wochen - voraussichtlich bis spätestens Ende Oktober 2016 - von der DB Netz AG instand gesetzt."
Im Bezirksausschuss meinten sie zunächst, irgend etwas versäumt zu haben. Jetzt einfach so: Auftrag, machen, fertig. Nun ja, ein wenig muss der bayerische Bevollmächtigte dann doch noch differenzieren: "Die Entscheidungsfindung, die Uhr an diesem Standort zu erhalten, hat einige Zeit in Anspruch genommen, da für die Reparatur ein mit erheblichen Kosten verbundener, technisch aufwendiger Umbau notwendig ist." Außerdem sei es aus logistischen Gründen erforderlich, diese Reparatur mit einer anderen Instandhaltungsmaßnahme zu verbinden.
In Laim beäugen sie jetzt nicht ohne die schmallippige Heiterkeit der Hilflosen, ob und wann der Bahnhofsuhr nun die Stunde des Entscheiders oder doch wieder die der Saumseligkeit schlägt.