Mitten in Haidhausen:Erhellung ohne Sonne

Der Verzicht auf einen sonnigen Nachmittag hat sich gelohnt, die Stunden im eisgekühlten Gasteig-Saal führen zu Erhellung der anderen Art. Dem Fimfest sei Dank

Von Claudia Wessel

ARhabarberbarbarabarbarbarenbärtebierbrauer. Wäre es nicht die bessere Alternative, hier draußen im Sonnenschein bei dem Luftballonzauberer stehen zu bleiben und den Gummi-Piraten zu gewinnen, den er für das richtige Aussprechen des Wortungetüms verspricht? Oder unter dem weißen Schirm an der Bar neben der Hüpfburg - quasi eine Außenstelle des Kinderfilmfests - einen Prosecco Aperol zu süffeln?

Aber nein, man hat ja im Internet eine Freikarte reserviert für eine Veranstaltung in der Reihe "Filmmakers live", die Filmemacher vorstellt und sie ins Gespräch mit dem Publikum bringt. Heute geht es um "Neues Kino aus Lateinamerika und der Karibik", wovon man bisher kaum Ahnung hatte. Hat einfach terminlich gepasst. Man konnte ja nicht ahnen, dass da plötzlich der Sommer kommt.

Also rein in den Vortragssaal im Gasteig zum Filmfest-Einstieg. Die ausgedruckte Karte wäre nicht nötig gewesen. In dem Saal, in dem sich 17 Menschen auf die 100 Stühle verteilen, ist es eiskalt. Die Klimaanlage powert passend zu dem Kontinent, um den es geht. Soll man hier jetzt frieren, wo draußen endlich mal. . .? Die Zweifel verfliegen, als die drei Filmemacher aus Trinidad, Brasilien und Uruguay Platz nehmen und man hört, was sie erzählen. Etwa Damian Marcano, dessen Film "God Loves the Fighter" der erste Film aus Trinidad und Tobago, der je auf dem Filmfest gezeigt wurde. Und German Tejeira, der von der darniederliegenden Filmindustrie in Uruguay berichtet. So wurde dort seiner Auskunft nach 2014 nur ein einziger Film produziert. Nicht sein "Una noche sin luna", der ist schon ein Jahr älter. Leandro Lacca aus Recife dagegen berichtete, dass man dort einen Sponsor für Filme hatte, der zwar etwas zwielichtig und korrupt war und bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, aber ermöglichte, dass heuer zwei von vier brasilianischen Filmfestfilmen aus Recife stammen. Dieser Sponsor habe sogar einen Spielfilm bezahlt, in dem er selbst vorkam und ermordet wurde. Und dies dem Filmemacher nicht übel genommen hat. Die Kälte drinnen und die Hitze draußen sind vergessen angesichts dieser spannenden, auf Englisch, Portugiesisch und Spanisch geführten Diskussion. Der Sonnenverzicht hat sich gelohnt, eine Erhellung anderer Art hat stattgefunden. Her mit dem Filmfest-Katalog!

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