Mitten am Brenner:Zwischen den Welten

Es gibt Raststätten und Raststätten. Eine ganz besondere findet sich am Brenner. Ganz unumstritten ist das Ding aber nicht

Von Dominik Hutter

Es gibt Raststätten und Raststätten. Und es gibt den Brenner, jene ebenso magische wie hässlich verbaute Passhöhe, die ein ganz besonderes Exemplar dieser Art abbekommen hat. Wo man einst Cappuccino in einer alten Grenzbaracke einnahm, steht nun ein knapp 15 Meter hoher Glasklotz: das Plessi-Museum vulgo Autogrill. Gewidmet dem Künstler Fabrizio Plessi, der in der riesigen Halle eine Installation mit rauschendem Wasser und Baumstämmen präsentiert. Wer den (auf gut 1300 Metern Höhe vermutlich mit einer bemerkenswerten Heizrechnung gesegneten) Saal passiert hat, findet ganz hinten eine futuristische Bar mit langen Designertischen. Benvenuti al Autogrill.

Ganz unumstritten ist das Ding nicht, obwohl die dort servierte Pasta sehr genießbar ist. Der kostspielige Komplex musste kaum zwei Jahre nach seiner Eröffnung wegen Instandhaltungsarbeiten geschlossen werden. Und einige Südtiroler haben durchaus Zweifel daran, dass der Brenner die Grenze zwischen der germanischen und romanischen Welt darstellt, wie im Plessi-Museum behauptet wird. Noch mehr freilich erbost die Südtiroler, dass die spacige Area di servizio am Brenner auch in ihrem Verkaufssortiment sehr italienisch daherkommt. Von wegen Regionalbezug.

Derlei kann den Cappuccinoschlürfern egal sein. Nordwärts fahrende Münchner pflegen ihre eigenen Heimatgefühle: Kurz hinter Sterzing steht das einzige italienische Autobahnschild, auf dem die Entfernung nach München angegeben wird. 211 Kilometer. Das stimmt gefühlt natürlich nicht. München liegt doch gleich hinterm Brenner.

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