Mittagsverpflegung in München:Tiefkühlkost für Kita-Kinder

Pasinger Fabrik, Essen  in  der Kinder- und Jugendwerkstadt mit Fünftlässlern der Mittelschule Neuaubing, die ehemalige Hauptschule an der Wiesentfelser Straße

Caterer aus Österreich und Nordrhein-Westfalen sollen von Januar an täglich 19.000 Mahlzeiten an städtische Kindergärten, Horte, Tagesheime und Tagesstätten liefern.

(Foto: Czeguhn)

Caterer aus Österreich und Nordrhein-Westfalen sollen von Januar an täglich 19.000 tiefgekühlte Speisen an städtische Kindergärten, Horte, Tagesheime und Tagesstätten in München liefern. Gleichzeitig soll das Essen für die Kinder gesünder werden.

Von Melanie Staudinger

Die Pannen bei der neuen Mittagsverpflegung an städtischen Kindergärten und Einrichtungen für die Nachmittagsbetreuung reißen nicht ab. Zuerst verzögerte sich die vorgeschriebene öffentliche Ausschreibung um Monate, danach stellte die Stadt fest, dass sie das Essen für ihre Schulen aus juristischen Gründen gar nicht ausschreiben darf. An Kindergärten, Horten, Tagesheimen und heilpädagogischen Tagesstätten sollte es dann von diesem Januar an gesündere Mahlzeiten geben. Doch auch diesen Plan kann die Stadt nur teilweise erfüllen.

Immerhin: Die Einrichtungen, die sich für das Angebot "Cook and freeze", also für tiefgekühlte Speisen, entschieden haben, werden nach den Weihnachtsferien von einem neuen Caterer beliefert. Die Firmen Apetito aus Rheine in Nordrhein-Westfalen und Gourmet Menü aus dem österreichischen Sankt Pölten haben sich bei der europaweiten Ausschreibung durchgesetzt, wie dem Amtsblatt der EU zu entnehmen ist. Beide Unternehmen sind keine Unbekannten: Apetito versorgt nach eigenen Angaben etwa 1,3 Millionen Menschen täglich mit Gerichten, Gourmet Menü bezeichnet sich als Österreichs Marktführer bei Menü-, Catering- und Gastronomieservices und zählt 1800 Kindergärten und Schulen zu seinen Kunden. Die Caterer werden zunächst befristet auf zwei Jahre täglich knapp 19 000 Mahlzeiten liefern.

Die Ausschreibung für das Angebot "Cook and chill" ist zwar gleichzeitig gestartet, aber noch nicht beendet. Warum das so ist, will das Bildungsreferat nicht verraten. "Es gibt marginale Verzögerungen aus formalrechtlichen Gründen bei der Ausschreibung", sagt eine Sprecherin. Probleme gab es bei "Cook and chill", der von der Stadt favorisierten Variante, ohnehin schon länger. Hier würde der Caterer eine Speise zu 95 Prozent fertig kochen, sie schnell abkühlen lassen und kurz vor dem Verzehr wieder erhitzen, meist schon fertig portioniert. Bei dieser Zubereitungsmethode bleiben viele Nährstoffe erhalten, die Konsistenz des Essen ist weitaus angenehmer als bei stundenlang warm gehaltenen Speisen. Trotz der Vorteile aber interessierte sich nur eine Minderheit der Tagesstätten für diese Essensart. Nur gut 2000 Portionen täglich sind bestellt.

Strittig war in den vergangenen Monaten, ob die Forderung nach hohen Standards und die Menge von mehr als 21 000 Essen am Tag miteinander vereinbar sei oder ob dies große Anbieter bevorzuge. Die Caterer müssen sich strengen Vorgaben unterwerfen, wenn sie den Auftrag haben wollen. Der Stadtrat will weniger Fleisch auf den Tellern der Kinder sehen und mehr saisonales Gemüse. Der Bio-Anteil soll mindestens 50 Prozent des Wertes der verwendeten Speisen betragen. Formfleisch darf ebenso wenig verarbeitet werden wie Innereien. Wenn das Fleisch nicht aus kontrolliert ökologischer Erzeugung stammt, müssen die Tiere wenigstens artgerecht gehalten werden, was unter anderem einen ganzjährigen Auslauf ins Freie beinhaltet. Ein Drittel des Essens soll aus Frischkost bestehen, die Produkte sollen möglichst fair gehandelt sein. Selbst den Transport der Nahrungsmittel schreibt die Stadt vor: Mit Lastwagen, der Bahn oder Schiffen soll er erfolgen, nicht mit Flugzeugen.

Schwierigkeiten bereitete der Wunsch nach Regionalität. Die Waren sollten nach Wunsch der Kommunalpolitiker aus der Region stammen, also aus dem Großraum München oder Oberbayern. Dieses Postulat aber stand im Widerspruch zum EU-Vergaberecht. In die Ausschreibung konnte daher lediglich eingefügt werden, dass der Lieferant Waren aus einem Umkreis von 100 Kilometern um seine Produktionsstätte verwenden muss. Dieser Passus ließ sich laut dem Bildungsreferat nicht umgehen.

Bisher gab es unterschiedliche Betreibermodelle und Systeme an städtischen Kindergärten und Schulküchen. Nach Angaben des Bildungsreferats setzten die meisten bisher schon auf Tiefkühlkost mit einem Frischeanteil von 20 Prozent. Das Essen wird subventioniert. Ohne den Beitrag der Stadt müssten die Eltern der Kinder fünf bis sechs Euro für ein Mittagessen bezahlen statt bislang etwa drei Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: