Mitgliederzahlen:Immer mehr Piraten

Die Parteien im Großraum München kämpfen gegen den eigenen Schwund - ihnen laufen die Mitglieder weg. Nur bei den Grünen geht es aufwärts, und besonders starke Zugänge verzeichnen die Piraten. In München hat die neue Partei bereits 700 Mitglieder, während die FDP deutlich verliert.

Melanie Staudinger

Bei Münchens Piratenpartei dürften an Silvester so einige Sektkorken geknallt haben. Pressesprecher Aleks Lessmann ist sich sicher, dass es 2012 noch weiter aufwärts geht. "Die Wahlen in Berlin haben uns einen richtigen Schub gebracht, auch für München", sagt er. Zählte der Kreisverband in der Stadt Ende Mai noch 518 Mitglieder, so sind es heute gut 700. Die Piraten stellen sich gegen einen Trend: Außer ihnen wachsen nur noch die Grünen. CSU, SPD und FDP schrumpfen teilweise empfindlich. Jetzt wollen die Piraten in der Region durchstarten und bei den Wahlen in 2013 und 2014 Mandate in Landtag, Bundestag und auf kommunaler Ebene erkämpfen.

In den Landkreisen München, Freising und Ebersberg haben sich bereits Kreisverbände zusammengefunden, in Starnberg wollen die Piraten einen gründen. In Dachau, Fürstenfeldbruck, Erding und Wolfratshausen treffen sie sich zu lockeren Stammtischen. "In Bruck gibt es schon 100 Piraten", sagt Lessmann. Oberbayernweit seien es 1700, bayernweit gut 4300. Diejenigen Neumitglieder, die zuvor schon politisch engagiert waren, stammten vor allem aus der FDP, aber auch von den Grünen und der Linken.

Das hört der Münchner FDP-Vorsitzenden Daniel Föst nicht gerne: Seiner Partei laufen die Mitglieder weg. Nach der Bundestagswahl 2009 zählte er noch etwa 1200, heute sind es 1043. Woran das liegt? "An der herausragenden Leistung der FDP auf Bundesebene", sagt Föst ironisch und fordert: Die FDP müsse in Berlin Gas geben, vollkommen unabhängig davon, was die Piraten veranstalten.

Die Grünen machen sich ebenfalls nur wenige Gedanken über den neuen Konkurrenten. "Ich sehe nicht, dass bei uns eine große Anzahl Mitglieder ausgetreten und zu den Piraten übergelaufen ist", sagt Pressesprecher Alex Burger. In München gibt es mittlerweile gut 1200 Grüne (2010: 1040), in Fürstenfeldbruck 220 (200), im Landkreis München 330 (310) und in Starnberg 169 (153). In Dachau haben die Grünen (55) heuer die ÖDP (knapp 50) überholt.

Philipp Obermüller, Geschäftsführer der Münchner SPD, kann hingegen nur einen Mitgliederschwund melden, obwohl es 2011 mehr Eintritte als Austritte gegeben habe. "Das Problem ist die Altersstruktur", sagt er. Die alten Mitglieder sterben, es kommt kein Nachwuchs nach. 5300 Genossen gibt es in München. Mehr Mitglieder hat nur die CSU. Zwischen 6800 und 7000 müssten es in der Stadt München sein, sagt Pressesprecher Thomas Reiner. Vor zwei Jahren seien es noch knapp 1000 mehr gewesen. "Das waren nicht alles nur Austritte, wir haben auch unsere Karteileichen bereinigt", erklärt er. Die Piraten sieht er nicht als Gefahr: "Wir werden das Phänomen aber weiter beobachten."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: