Minderjährige Faschingsprinzenpaare:Prinzessin auf Orangensaft

Wenn ein Schlückchen Sekt eine Menge Ärger einbringt: Da sich zu wenig erwachsene Narren bei Münchens Faschingsgesellschaften bewerben, sind immer mehr Prinzenpaare minderjährig - und in der narrischen Zeit gelten plötzlich furchtbar strenge Regeln.

Florian Fuchs

Es war ein kurzer, kritischer Moment, als die Prinzessin zur Sektbar schritt. Susanne Leitl schaute genau hin, kurz nach der Ordensverleihung beim Rosenball in Freising, aber Alina I. machte alles richtig: Die Prinzessin ließ sich einen Orangensaft reichen.

Karnevalsvereine in Thüringen

Kinder an die Macht: Münchens Faschingsgesellschaften gehen die Erwachsenen aus - hier eine junge Garde aus Thüringen.

(Foto: dpa)

Ein Schlückchen Sekt hätte ihr auch eine gehörige Portion Ärger eingebracht: Alina I. ist erst 13 Jahre alt. Die Freisinger schicken dieses Jahr ein blutjunges Prinzenpaar in den Fasching, Alinas Partner Mike I. ist auch erst 17 Jahre alt.

Bei anderen Faschingsgesellschaften würden die beiden bei der Teeniegarde tanzen, in Freising bilden Alina I. und Mike I. bis Ende des Faschings am 21. Februar das reguläre Regentenpaar. Das ist ungewöhnlich, aber auch nicht ganz neu; in Germering-Unterpfaffenhofen stellte die Showtanzgruppe Fun Unlimited 2010 ein Paar, das 17 und 15 Jahre alt war.

Grund für die Auswahl junger Prinzenpaare ist meist ein Mangel an Bewerbungen erwachsener Narren, das Problem aber bleibt immer gleich: Die Vereine müssen bei ihren Auftritten den Jugendschutz beachten. Die Freisinger Narrhalla zum Beispiel hat sich deshalb für dieses Jahr strengen Regeln unterworfen. "Nach 22 Uhr tritt unser Prinzenpaar nicht auf, da ist die Garde dann halt alleine unterwegs", sagt Organisatorin Leitl.

Eine kleine Ausnahme macht die Narrhalla bei selbst ausgerichteten Veranstaltungen: So lange die Eltern der Prinzessin da sind, darf es auch ein bisschen länger gehen.

Juristisch betrachtet reglementieren die Narren ihre Auftritte damit sogar strenger, als es notwendig wäre. Wolfgang Kopf vom örtlichen Amt für Jugend und Familie erläutert, dass minderjährige Prinzenpaare so lange auf Veranstaltungen verweilen dürfen, wie sie wollen - solange die Eltern oder eine andere erziehungsberechtigte Person anwesend sind.

Bisher gibt es seiner Kenntnis nach noch keine gegenteiligen Urteile, auch was die Auftritte anbelangt. "Pädagogisch gesehen empfehlen wir aber, dass spätestens um 22 Uhr Schluss ist", sagt Kopf.

Robert Weiß dagegen, Vizepräsident beim Landesverband Oberbayern des Bundes Deutscher Karneval, empfiehlt den Faschingsgesellschaft, überhaupt keine minderjährigen Prinzen und Prinzessinnen zu inthronisieren - unabhängig vom organisatorischen Aufwand wegen des Jugendschutzes. "Für so eine repräsentative Aufgabe braucht es eine gewisse Reife und Ausstrahlung." Bevor die Vereine also Minderjährige auf die Bühne schickten, sollten sie lieber ein Jahr ganz pausieren.

Davon jedoch will Leitl nichts wissen. "Die Gefahr besteht, dass der Fasching dann ganz ausstirbt." In Freising sind sie froh über ihr junges Prinzenpaar, die Reaktionen waren bisher durchweg positiv. "Und für nächstes Jahr", sagt Leitl, "haben wir jetzt schon wieder erwachsene Bewerber." Dann wird es auch wieder Auftritte nach 22 Uhr geben.

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