Milbertshofen/Am Hart:Protest gegen Hubschrauber

Milbertshofen/Am Hart: Der geplante Umzug der Hubschrauber vom Flughafen Franz-Josef-Strauß nach Oberschleißheim sorgt im Münchner Norden für Unruhe. Man fürchtet, dass der Schallpegel am Himmel über der Stadt deutlich ansteigt.

Der geplante Umzug der Hubschrauber vom Flughafen Franz-Josef-Strauß nach Oberschleißheim sorgt im Münchner Norden für Unruhe. Man fürchtet, dass der Schallpegel am Himmel über der Stadt deutlich ansteigt.

(Foto: Robert Haas)

Die Kritik an der Verlegung der Flugstaffel der Polizei nach Oberschleißheim verstärkt sich. Nun fürchten auch die Lokalpolitiker in Milbertshofen-Am Hart Lärmbelästigungen für die Wohngebiete

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Die Kritik an der Verlegung der Polizeihubschrauberstaffel Bayern an den Standort der Bundespolizeifliegerstaffel Süd in Oberschleißheim südlich des Schlosses zieht weitere Kreise. Nach den Oberschleißheimern, die sich seit Jahren dagegen wehren und der ablehnenden Haltung der Lokalpolitiker in Feldmoching-Hasenbergl hat sich auch der Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart gegen die Verlegung der Staffel ausgesprochen, die derzeit am Flughafen Franz-Josef-Strauß angesiedelt ist. Dem knappen Ergebnis von 16 zu 15 Stimmen ging eine Diskussion voraus, die hauptsächlich zwei Punkte thematisierte: den Lärm und die Frage, inwieweit die Sicherheit der Bürger durch eine Verlagerung in Richtung Stadt tatsächlich gegeben sei.

Im lärmtechnischen Gutachten vom Oktober 2017 geht man - nimmt man Einsätze der Bundespolizei und der Polizei zusammen - von 300 Flügen zur Tagzeit (von 6 Uhr früh bis 22 Uhr) und 50 Flügen in der Nachtzeit (von 22 bis 6 Uhr) aus. Dazu kommen auch noch sogenannte Hoverflüge, die als Übungs- und Erprobungsflüge dienen und auf der Übungsfläche in Oberschleißheim durchgeführt werden sollen. Die Zahl der Flüge, insbesondere nachts, war SPD und Grünen eindeutig zu hoch. Der Lärm werde im nördlichen Hasenbergl und im Münchner Norden deutlich ansteigen. Zumal ja nun im neuen Gutachten, dass die Gemeinde Oberschleißheim gefordert hatte, plötzlich auch von Flügen mit dem größeren und lauteren Hubschraubertyp EC-145 gesprochen würde. Es sei, so machte SPD-Fraktionssprecherin Susanne Schneider-Geyer deutlich klar, ein "Unding, diese Gutachten scheibchenweise zu präsentieren". Durch den Einsatz der größeren Hubschrauber vergrößere sich auch der Dauerschallpegel im nördlichen Hasenbergl, sogar teilweise in Feldmoching, befürchten die Lokalpolitiker des 24. Stadtbezirks.

Die Verlagerung der Staffel nach Oberschleißheim sei in erster Linie für die Sicherheit der Bürger besser, argumentierte Thomas Schwed (CSU) dagegen. Die Nähe zur Stadt gewährleiste mehr Sicherheit. Auch Claus Wunderlich von der FDP kann nicht verstehen, warum man gegen die Verlegung sein kann, wenn man doch in Notfällen viel schneller in München sein könne. Auch die ÖDP hält die Flugeinsätze für "notwendig und sinnvoll".

Generell geht es aber nicht nur um Einsätze in München. Denn das Einzugsgebiet betrifft ganz Südbayern. "Das ist ein riesiges Gebiet", erklärte Bianca Hegmann (Bündnis 90/Grüne) und stellte die Frage, was passiere, wenn die Hubschraubere Einsätze in Richtung Süden fliegen müssten? Diese Lärmimmissionen seien im Gutachten nirgendwo aufgeführt. Auch habe man die zu überfliegenden und belasteten Orte nicht richtig ausgewiesen. Es handele sich bei einigen, so Hegmann, sehr wohl um Wohngebiete. Und Susanne Schneider-Geyer (SPD) fügte später an, dass man unter anderem auch die Naherholungsgebiete wie die Nordhaide im Blick haben müsse. Das Gutachten macht tatsächlich deutlich, dass "infolge der zusätzlichen Flugbewegungen der Polizeihubschrauberstaffel Bayern Schadstoffimmissionen, darunter Stickoxide, freigesetzt würden. "Erhebliche nachteilige Auswirkungen" seien allerdings nicht zu erwarten.

Aktuell läuft für die Verlegung ein Planfeststellungsverfahren. Zu den bereits 15 Helikoptern der Bundespolizei sollen bei einer Verlegung noch fünf weitere der bayerischen Polizei dazukommen - und damit erheblich mehr Flüge pro Jahr. Der Umzug, wenn er stattfindet, ist voraussichtlich für das Jahr 2020 geplant. Dieses Datum erklärt allerdings nicht, warum in den Gutachten stets von einem Prognose-Jahr 2027 ausgegangen wird.

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