Milbertshofen/Am Hart:Höher hinaus

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Die künftige Skyline an der Moosacher Straße: Die Visualisierung zeigt das inzwischen gebaute Hochhaus MO 82 (links), direkt daneben soll ein weiterer Turm entstehen. (Foto: Simulation: Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht)

Auf dem Areal des Konzerns Knorr-Bremse an der Moosacher Straße soll neben einem Hotel noch ein Büroturm entstehen. Es wird überlegt, ob es nicht besser wäre, ihn mehr als 55 Meter hoch zu bauen

Von Alfred Dürr, Milbertshofen/Am Hart

Von der einstigen Industrie-Tristesse des damals noch eher spärlich bebauten Areals des Knorr-Bremse-Konzerns an der Moosacher Straße und nahe dem Olympiapark bleibt bald nichts mehr übrig. Der Wandel, dem das Gelände des weltweit führenden Herstellers von Bremssystemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge unterworfen ist, erfolgt in rasantem Tempo. Im Herbst vergangenen Jahres wurde Richtfest für das Wohn- und Büroquartier MO 82 mit seinem 70 Meter hohen Hotelturm gefeiert. Entworfen haben das Ensemble die drei Münchner Büros Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht sowie Steidle Architekten und das Büro Mahl Gebhard Konzepte. Nun ist in unmittelbarer Nachbarschaft ein weiteres Hochhaus geplant.

Es wird an der Ecke Moosacher Straße und der Straße Am Oberwiesenfeld stehen, direkt neben dem denkmalgeschützten Verwaltungsgebäude der Knorr-Bremse AG. Das Unternehmen zieht seine Betriebsgebäude im nördlichen Bereich des Areals zusammen, damit die südlichen Flächen entlang der Moosacher Straße schrittweise für neue Nutzungen freigemacht werden können.

Zusammen mit dem sich in Bau befindlichen Hotel-Hochhaus gegenüber soll der neue Büroturm einen markanten städtebaulichen Auftakt für die Neupositionierung des ehemaligen Werksgeländes darstellen, sagt Sebastian Hübner von der Opes Grundstücksverwaltungs- und -verwertungs GmbH. Die Opes hat zusammen mit der Stadt München für das aktuelle Projekt einen Architektenwettbewerb ausgelobt, an dem sich fünf renommierte Büros beteiligten. Gewonnen haben Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht vor dem Büro Müller Reimann aus Berlin.

Interessant ist, dass die Büros im Wettbewerb eine Zusatzaufgabe zu bewältigen hatten. Sie sollten in einer Modell- und Fassadenstudie aufzeigen, wie das vorgeschlagene Gebäude mit einer stärker ausgeprägten Höhenentwicklung als die bisher zulässigen 55 Meter im städtebaulichen Kontext aussehen könnte. Damit ist jetzt anhand eines konkreten Falles die Debatte eröffnet, ob künftig nicht generell in München höher gebaut werden sollte. Neue Wohn- und Bürotürme sind an vielen Stellen im Stadtbild entstanden, oder es werden solche Projekte gerade geplant. Allerdings muss man in diesen Fällen eher von Hochhäuschen sprechen, denn wirklich hoch hinaus scheinen Stadtplanung und Investoren bislang nicht zu wollen.

Seit dem Bürgerentscheid von 2004, der die 100-Meter-Marke als bauliche Obergrenze festlegte, ist einiges an Zeit vergangen. Immer stärker wird inzwischen in der Stadtplanung zum Thema, ob man auf Dauer beim soliden baulichen Mittelmaß bleiben will oder ob nicht Projekte mit einem wirklichen Hochhaus-Format die Silhouette der Stadt bereichern könnten. Beim neuen Hochhaus auf dem Knorr-Bremse-Areal hat die höhere Variante schon deutlich punkten können. Die rhythmisiert gestaffelten Proportionen, insbesondere bei dem sich verjüngenden, oberen Abschluss des Gebäudes wirkten noch eleganter und überzeugender, hieß es im Preisgericht.

Die höhere Variante bestärkt die Vision für das künftige Quartier, meint die Opes zum Konzept des Siegerbüros. Auch die höhere Variante des Zweitplatzierten wird als Vorteil gesehen. Die Klarheit der Architektur komme noch besser zum Ausdruck, das Gesamtvolumen erscheine deutlich schlanker. Zunächst will die Opes gemeinsam mit der Stadtplanung alle notwendigen planungsrechtlichen Kriterien der höheren Variante vertiefend untersuchen. Dazu gehören auch Sichtfeld-Analysen. In der Nähe befinden sich ja die weltbekannten Zeltdach-Bauten des Olympiageländes. Baubeginn für das neue Hochhaus könnte in zwei bis drei Jahren sein.

Alle Wettbewerbsarbeiten sind noch bis zum 9. Mai von 8 bis 20 Uhr (montags bis freitags) im Foyer des Planungsreferats an der Blumenstraße 28 b ausgestellt. An diesem Donnerstag, 3. Mai, stellen Planer und Architekten dort um 18 Uhr den Siegerentwurf der Öffentlichkeit vor.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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