Milbertshofen:33 wird 50

Milbertshofen: Rauschende Geburtstagsfete: Im Tasso 33 gehört guter Sound dazu.

Rauschende Geburtstagsfete: Im Tasso 33 gehört guter Sound dazu.

(Foto: Robert Haas)

Graffiti, Tanz, Musik oder einfach nur abhängen: Tasso, Milbertshofens ältester Jugendtreff, feiert Geburtstag

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Es hat sich schon bei den Jugendlichen im Münchner Norden herumgesprochen, die in diesen Tagen als unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge einen Neuanfang in München wagen: Milbertshofens ältester Jugendtreff, das Tasso 33, ist ein cooler Platz, um sich zu treffen, zu chillen, Kontakte zu knüpfen und vor allem Angst und Kummer zu vergessen. Dort wo sich Gleichaltrige treffen, einen die Musik, der Sport oder einfach nur der Wunsch, gemeinsam abzuhängen. Und die Sprache ist dabei kein Problem, man verständigt sich bestens mit Händen und Füßen.

"Das geht wunderbar", sagt Ulrike Renner, die seit 1978 den Kinder- und Jugendtreff Milbertshofen leitet. Schon jetzt ist bei 85 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die ins Tasso 33 kommen, ein Migrationshintergrund zu verzeichnen. Und natürlich macht sich auch die Nähe zur Bayernkaserne bemerkbar. "Der eine, der schon einmal da war und sich wohl gefühlt hat, bringt den nächsten mit", sagt Renner, "die Arbeit mit den Flüchtlingen ist eine neue, große Herausforderung." Eine Herausforderung, die Ulrike Renner gerne annimmt.

Vielleicht ist es genau diese Offenheit, dieses positive Denken, die das Tasso an der Torquato-Tasso-Straße 33 zu dem gemacht haben, was es ist: Eine Begegnungsstätte, die einen offenen Treff hat, aber auch Programme wie Graffiti-Projekte oder Tanzen anbietet und vor allem Jugendliche mit den unterschiedlichsten Interessen eint in der Sehnsucht, einen Ort für sich zu haben, an dem sie unter sich sein können. Seit 1965 gibt es das Tasso. Die Radiowerkstatt und der Bastelworkshop verschwanden, die Halfpipe und Computerspiele kamen. Aus Beat- und Schlagerpartys wurden HipHop-Battles. "Aber", so sagt Renner, "Musik und Partys sind noch immer die großen Schwerpunkte." Noch immer, nach 50 Jahren, gebe es den Wunsch, einfach nur abzuhängen.

Migration, aber auch die Veränderung der Gesellschaft haben sich auch im Tasso bemerkbar gemacht. Seit drei Jahren gibt es zwei Mittagsbetreuungsgruppen. "Wir haben sehr viel alleinerziehende Eltern", sagt Renner. 50 Jahre Tasso - für Ulrike Renner ist das nur ein Grund zur Freude. Deshalb wurde schon groß gefeiert - mit allem, was dazu gehört: Ehemaligen, Förderern, Nachbaren und natürlich vielen Jugendlichen und viel Musik. Natürlich hat Renner auch einen kleinen, geheimen Wunsch für das Geburtstagskind: Ein bisschen mehr Platz wäre gut. Aber sie weiß, dass eine Realisation gerade schwer ist, der Wunsch ein Wunsch bleiben wird. Entscheidend aber ist für sie, dass das Tasso so bleibt, wie es ist: Offen für alle, die kommen.

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