Milbertshofen:NPD-Mitglieder sollen gegen geplante Unterkunft gehetzt haben

Milbertshofen: Noch leben keine Flüchtlinge in der künftigen Unterkunft an der Neuherbergstraße, auf die es bereits mehrere Angriffe gab.

Noch leben keine Flüchtlinge in der künftigen Unterkunft an der Neuherbergstraße, auf die es bereits mehrere Angriffe gab.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Drei junge Männer hatten versucht, die künftige Flüchtlingsunterkunft an der Neuherbergstraße im Harthof mit Molotowcocktails in Brand zu setzen.
  • Die Polizei geht davon davon aus, dass es "keinen politischen Hintergrund" gebe.
  • Es gab zuvor bereits zwei Angriffe auf die geplante Unterkunft.

Von Thomas Anlauf

Nach dem Brandanschlag auf die künftige Flüchtlingsunterkunft an der Neuherbergstraße im Harthof will die Münchner Polizei dort verstärkt Streife fahren. "Wir werden mit Sicherheit eine erhöhte Aufmerksamkeit auf die Baustelle haben", sagte Polizeisprecher Wolfgang Behr am Montag.

Denn der Anschlag auf die Unterkunft, die eigentlich schon seit Ende Februar mit Flüchtlingen belegt sein sollte, zeugte von besonderer Brutalität: Drei junge Männer im Alter von 16 und 17 Jahren hatten zunächst in der Nacht zum Freitag und dann am Freitagabend versucht, die Unterkunft mit Molotowcocktails in Brand zu setzen.

Beim ersten Versuch entzündeten sich die geschleuderten Brandsätze nicht, weshalb die mutmaßlichen Täter ein Heizungskabel auf dem Gelände anzündeten. Am Freitagabend wurden die drei Brandstifter von Polizeibeamten festgenommen, bevor sie erneut zuschlagen konnten. Einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft hatte es in München in den vergangenen Jahren noch nicht gegeben, bestätigt Polizeisprecher Behr.

Bereits zwei Mal Angriffe auf geplante Unterkunft

Allerdings hatten bislang unbekannte Täter bereits zweimal die geplante Flüchtlingsunterkunft angegriffen, wie die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München (Aida) mitteilt. Am 7. Dezember hatten Täter demnach auf der Baustelle gewütet und einen Schaden in Höhe von 12 000 Euro verursacht.

Nur wenige Tage später wurden in den schon errichteten Containern Scheiben eingeworfen. Bislang geht die Polizei bei den drei gefassten Tätern zwar zunächst davon aus, dass es "keinen politischen Hintergrund" gebe, obwohl die jungen Männer zugegeben hätten, den Bau der Unterkunft verzögern zu wollen.

Die Dokumentationsstelle Aida verweist jedoch darauf, dass Mitglieder der rechtsextremen NPD erst am 27. Februar in der Nähe der Baustelle gegen die künftige Flüchtlingsunterkunft an der Neuherbergstraße gehetzt haben sollen.

Zwei Drittel der ermittelten Täter bislang keine rechten Bezüge

Für Miriam Heigl, Leiterin der städtischen "Fachstelle für Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit", wäre es sogar besonders besorgniserregend, wenn die drei mutmaßlichen Täter nicht den organisierten Rechtsextremisten zugeordnet werden könnten.

Denn das würde zeigen, dass die Gewaltbereitschaft gegen Flüchtlinge und Unterkünfte "in der Mitte der Gesellschaft angekommen" wäre: "Obwohl sie nicht Mitglieder einer rechtsextremistischen Organisation sind, greifen die zu Molotow-Cocktails", so Heigl.

Der Vorfall sei allerdings ein Beleg für eine Analyse des Bundeskriminalamts (BKA) vom vergangenen Jahr. Demnach hatten bundesweit zwei Drittel der ermittelten Täter von Attacken auf Flüchtlingsheime bislang keine rechten Bezüge, sie bewegten sich also nicht im rechtsextremen Milieu. Auch stammten laut BKA zwei von drei Tätern wie die drei mutmaßlichen Münchner Brandstifter aus dem unmittelbaren Umfeld der jeweiligen Flüchtlingsunterkunft.

Mitarbeiter wollen die Anlage schon bald beziehen

Die Anlage an der Neuherbergstraße für etwa 250 Menschen wollen die Mitarbeiter der Inneren Mission, die die städtische Unterkunft von Mitte März an betreuen werden, bereits in den kommenden Tagen beziehen - auch als Reaktion auf den Anschlag. "Wir wollen frühzeitig präsent sein und positive Signale an die Nachbarschaft senden", sagt Andrea Betz, Leiterin der Flüchtlingsarbeit bei der Inneren Mission.

So werden Mitarbeiter in den kommenden Tagen Informationsblätter mit Kontaktdaten im Viertel verteilen, um etwaige Fragen zu beantworten. Dabei gebe es schon viel Zuspruch: "Es haben sich viele Ehrenamtliche gemeldet, auch aus der Nachbarschaft", sagt Betz.

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