Milbertshofen:Gemeinsam geht es besser

Bei einem Infoabend über die geplanten neuen Flüchtlingsunterkünfte in Milbertshofen wird deutlich, dass die Bedenken der Anwohner noch nicht ausgeräumt sind. Jetzt soll ein Ortstermin für Entspannung sorgen

Von Simon Schramm, Milbersthofen

Es ist eine Art Lichtblick für die Bewohner des elften Stadtbezirks, den Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) nach etwa zwei Stunden Diskussion über die neuen Flüchtlingsunterkünfte im Bezirk ins Spiel bringen möchte: ein Ortstermin auf dem Grundstück an der Schleißheimer Straße 438, gemeinsam mit den Anwohnern. An der Straße soll Ende des Jahres eine neue Gemeinschaftsunterkunft für 160 Asylbewerber entstehen, die Bewohner aber sind nicht einverstanden damit, wie die Stadt die Unterkunft im Viertel plant - zu nah am bestehenden Wohngebiet wolle man bauen, die Anwohner fürchten um Ruhe und Privatsphäre. "Das kann ich Ihnen anbieten, dass wir uns das noch einmal anschauen", sagte Strobl am Montagabend auf einer Informationsveranstaltung über die Unterkünfte. Der Termin soll in den kommenden Wochen stattfinden.

Es könnte also doch etwas werden mit der Forderung der Bewohner, in die Vorhaben der Stadt mehr einbezogen zu werden. Seit einigen Wochen grummelt es im Stadtbezirk, die Bewohner fühlen sich überrumpelt von den Planungen der Stadt, in den kommenden sechs Monaten zwei neue Unterkünfte zu bauen. Neben der Unterkunft an der Schleißheimer Straße soll an der Thalhofer Straße im Herbst eine Containeranlage mit Platz für etwa 200 Personen aufgestellt werden. Auch hier ärgert die Bewohner der geringe Abstand zu ihren Wohnungen, auch für diese Unterkunft werde die Situierung nochmals überprüft, sagte Strobl. Wie die Gebäude im Detail realisiert werden, steht also noch nicht fest, am bisherigen Zeitplan soll laut den Vertretern des Sozialreferates aber festgehalten werden. Und: Die Thalhofer Straße erhalte Anpflanzungen als Sichtschutz und einen Zaun; wie von den Bewohnern vorgeschlagen, soll der Zugang über die Rathenaustraße erfolgen.

Der gut besuchte Infoabend in der Turnhalle der Willy-Brandt-Gesamtschule behandelte auch weitere Kritikpunkte der Bewohner. Am meisten beschäftigt das Viertel die Frage, ob der Münchner Norden mit Standorten überbelegt ist. Rudolf Stummvoll, Leiter des Amtes für Wohnen und Migration, sagte, dass er diesen Vorwurf auch in anderen Vierteln zu hören bekomme. Eine gerechte Verteilung in der Stadt sei das Ziel, der aktuelle Stand der Verteilung nur eine Momentaufnahme. "Ich bin gerade in Neuhausen unterwegs und suche dort nach Standorten", sagte Stummvoll. Entlastung für den Norden sollen auch die neuen Erstaufnahme-Standorte in ganz Bayern und der geplante Abzug aus der Bayernkaserne bringen. Die Viertel-Bewohner stört außerdem die aus ihrer Sicht mangelnde Informations- und Kommunikationspolitik der Stadt. Ein privater Eigentümer hatte der Stadt eine Fläche an der Eulerstraße angeboten und keine Antwort erhalten. Bürgermeisterin Strobl hatte erfahren, dass das Gebiet nicht zur Verfügung stehe und will in dieser Sache Aufklärung leisten. Für die geplante Erstaufnahmeeinrichtung in der Lotte-Branz-Straße will die Regierung von Oberbayern einen Infoabend in den nächsten Wochen nachholen. Auch Ängste um die Sicherheit im Viertel äußerte das Publikum. Bürgermeisterin Strobl wies darauf hin, dass die Polizei in der Gegend um die Bayernkaserne keinen signifikanten Anstieg von Kriminalität registriert habe. Die Leiterin der Polizeiinspektion 43 für den Münchner Nordwesten sagte, dass es in ihrem Zuständigkeitsbereich keine Probleme gebe. Wie angekündigt soll es für die Unterkünfte einen Sicherheitsdienst geben.

Trotz aller Kritik wurde am Montag allerdings auch deutlich sichtbar, dass die Bewohner für eine gute Betreuung der Flüchtlinge plädieren. Die Aussage der Leiterin der Inneren Mission München, dass Flüchtlingen aus den Krisengebieten Frieden und Freiheit nicht vorenthalten werden dürfen, bekam ebenso starken Beifall wie mancher der Kritikpunkte. Zudem haben sich am Montagabend erste Bürger gemeldet, die ehrenamtlich in den Unterkünften mitarbeiten wollen. Anne-Maria Leptin beispielsweise betreut in der Bayernkaserne eine Frauengruppe und möchte dies Projekt auch in Milbertshofen weiterführen. "Es ist eine unglaubliche Freude, den Menschen zu begegnen und ihnen zu helfen", sagt die 75-Jährige.

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