Milbertshofen:Bolzplatz ohne Tore

Nach unerwarteten Eingriffen in das Spielfeld am Frankfurter Ring reagieren Anwohner und Bezirksausschuss empört

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Die Tore sind weg. Die Tore des beliebten Bolzplatzes am Frankfurter Ring sind im August einfach abmontiert worden. Ein Signal, das nicht gut ankommt: bei den Anwohnern, die mit großem Engagement für den Erhalt ihres Bolzplatzes kämpfen, und beim Bezirksausschuss (BA), der die Bebauung des Geländes für ein "Wohnen für alle"-Vorhaben der Stadt München, das die GWG umsetzen soll, auch in der jüngsten Sitzung noch einmal strikt abgelehnt hat. "Es ist richtig dreist, in der Ferienzeit ohne ersichtlichen Grund die Tore abzubauen", schimpft der CSU-Fraktionsvorsitzende Erich Tomsche. In einem Dringlichkeitsantrag, den die Stadtteilpolitiker einstimmig angenommen haben, fordert die Fraktion daher, dass die Tore sofort wieder aufgestellt werden sollen. Vor allem auch deshalb, weil das "Bauverfahren weder abgeschlossen" geschweige denn bisher eine Baugenehmigung erteilt worden sei. "Den Jugendlichen voreilig ihren beliebten Bolzplatz unbrauchbar zu machen, ist kein Ruhmesblatt für eine Stadt, die sich bei jeder Gelegenheit auf die Fahne schreibt, welch tolles Angebot an Grün- und Freizeitflächen sie doch in allen Stadtbezirken hat. Aber für unser Milbertshofen scheinen hier wohl andere Maßstäbe zu gelten", ärgert sich Alexander Rulitschka (CSU).

Die Tore sind abgebaut. Nur, von wem? Die Stadt München erklärt, dass die Tore im Auftrag der Wohnungsbaugesellschaft GWG beziehungsweise deren Projektleitung entfernt worden seien. Das Baureferat, so heißt es, habe die Tore "auftragsgemäß" abgebaut, damit sie beim Baubeginn nicht zu Schaden kämen. Die GWG ihrerseits verneint das. "Wir haben niemandem gesagt, dass er die Tore abbauen soll. Keiner hat hier etwas dazu veranlasst", sagt Ole Beißwenger, stellvertretender Abteilungsleiter (Abteilung Neubau) der GWG. Schon aus dem einen Grund nicht, da der Stadt das Spielfeld-Grundstück gehöre und die GWG nicht den Auftrag von der Stadt München erhalten habe, sich um das Spielfeld zu kümmern.

Der Sachstand: Nachdem die GWG von der Stadt München den Auftrag bekommen hatte, am Frankfurter Ring laut Stadtratsbeschluss ein Bauobjekt im Rahmen "Wohnen für alle" zu planen, für das der beliebte Bolzplatz hätte weichen müssen, hatten sich Anwohner und der BA für den Erhalt der Spielwiese eingesetzt. Die GWG reagierte auf die Sorgen der Anwohner: Mit Gesprächen und einem neuen Planentwurf, der die Reduzierung des Wohngebäudes von 60 auf 55 Wohnungen vorsieht. So dass der Bolzplatz, allerdings in erheblich abgespeckter Version in einer Süd-Nord-Ausrichtung zwischen das neue Gebäude und bestehende Wohnblöcke gepasst hätte. Das klare Veto des BA war die Folge. Mehr als 1000 Unterschriften wurden von Bürgern gesammelt, eine Petition eingereicht. Auch die ehemalige, langjährige BA-Vorsitzende von der SPD, Antonie Thomsen, setzte sich im Juni in einem Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) für den Erhalt des Bolzplatzes ein.

Die GWG hat, wie sie mitteilt, nur für das reduzierte Grundstück einen Bauantrag eingereicht, der derzeit bei der Lokalbaukommission liegt und noch nicht genehmigt ist. Für den Bolzplatz habe die GWG, wie Michael Schmitt, Leiter der Unternehmenskommunikation der GWG, erklärt, keinen Antrag eingereicht, da es ja der Stadt gehöre. Die Wünsche der Nachbarn und des BA seien nachvollziehbar. "Wir haben die Bedenken der Anwohner ernst genommen." Der Baukörper sei reduziert worden, damit auch ein Spielfeld möglich sein könne. Von Seiten der GWG warte man nun auf eine Entscheidung.

Die Stadt München erklärt indes, dass es aus Sicht des Baureferats kein Problem wäre, die Tore wieder aufzustellen - falls sich der Baubeginn doch noch weiter verzögere.

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