Milbertshofen:Beruhigende Zahlen

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Der erste Blick täuscht: Die Sicherheitslage im Bereich der Polizeiinspektion Milbertshofen ist "wirklich gut"

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Die Gesamtzahl der Delikte im Zuständigkeitsbereich der Milbertshofener Polizeiinspektion ist 2015 "gewaltig gestiegen": 21 017 Delikte waren es, im Jahr zuvor lediglich 9480. Dienststellenleiter Joachim Scheil, der diese Zahlen schon bei der Bürgerversammlung für den Stadtbezirk bekannt gegeben hatte, relativiert diese Zahlen aber im gleichen Atemzug, denn: Die hohe Zahl des vergangenen Jahres sei dem Zuzug von Asyl suchenden Menschen ebenso geschuldet, wie der hinzugekommenen Erstaufnahmeeinrichtung an der Maria-Probst-Straße und der Erstaufnahmeeinrichtung in der Bayernkaserne: Beide liegen im Zuständigkeitsbereich der auch für Freimann zuständigen Milbertshofener Dienststelle. Die Fallzahlen sind vor allem Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz.

Es reiche schon, dass, wie Scheil sagt, die Menschen keine Pässe dabei hätten, oder Unregelmäßigkeiten wie gefälschte Angaben zum Geburtsjahr festgestellt worden seien, um als Deliktzahl Eingang in die Statistik zu finden. "Die Staatsanwaltschaft", so erklärt Scheil, erwarte, "dass man diese Verstöße zur Anzeige bringt und ihnen nachgeht". Rechne man diese Fälle heraus, blieben nur mehr 5708 Straftaten übrig, im Vorjahr waren es 5690 gewesen. Der Dienststellenleiter macht deutlich, dass es in der öffentliche Wahrnehmung nicht darum gehen könne, Pauschalurteile abzugeben. Von einer heilen Welt könne man nicht sprechen, aber auch nicht von überdurchschnittlichen Straftaten: "Je mehr Menschen auf einem Gebiet zusammenleben, desto mehr passiert."

Erhöht haben sich die einfachen Diebstähle wie auch die Zahlen im Bereich "Ladendiebstahl" - von 23 im Vorjahr auf nunmehr 367. Die Zahl der Kfz-Einbrüche ist von 239 auf 261 gestiegen. Da sei ein Phänomen zu beobachten, sagt Scheil. Vor allem auf Großmarktparkplätzen würden Autos aufgebrochen und der Inhalt gestohlen. Während die Kunden den Einkaufwagen wieder zurückbringen, entwendeten die Täter zum Beispiel die Geldbörse oder Handtaschen. Zum Beispiel gebe es beim Euro-Industriepark ein Klientel, das die Einkäufer besonders gut studiere und dann agiere. Gesunken sei dagegen die Zahl der Haus- und Kellereinbrüche. Im Straßenverkehr hat es 2015 insgesamt 2993 Unfälle gegeben, verletzt wurden 341 Personen. Einen tödlichen Unfall hatte die Milbertshofener Polizei im Jahr 2015 zu verzeichnen, 22 Karambolagen unter Alkoholeinfluss. In diesem Zusammenhang will man versuchen, diese Zahl durch verstärkte Verkehrskontrollen weiter zu senken.

Ein sorgenvoller Dienststellenleiter sieht anders aus. Und fragt man Scheil nach seiner persönlichen Einschätzung, bestätigt er diesen Eindruck. Die Sicherheitslage sei, objektiv gesehen, "wirklich gut". Auch dann, wenn man es mit Fällen im Umfeld der Flüchtlingsunterkunft an der Neuherbergstraße zu tun gehabt habe: Eine Steigerung von rechtsextremen oder auch linksextremen Taten sei "explizit" nicht festzustellen. Allerdings eine verstärkte Anzahl von Versammlungen und Gegenversammlungen.

Um 30 Prozent seien im übrigen auch die Raubdelikte in den vergangenen Jahren zurückgegangen. "Früher waren die Zahlen da weit höher", sagt Scheil. Die verstärkte integrative Arbeit im Viertel habe sicher dazu auch beigetragen: "Es hat sich hier viel getan."

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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