Milbertshofen:Anpfiff auf dem Bolzplatz

Milbertshofen: Es darf gekickt werden: Anwohner nutzen bereits die runderneuerte, 880 Quadratmeter große Spielwiese an der Schmalkaldener Straße. Das GWG-Bauprojekt wurde dafür von 60 auf 55 Wohnungen gestutzt.

Es darf gekickt werden: Anwohner nutzen bereits die runderneuerte, 880 Quadratmeter große Spielwiese an der Schmalkaldener Straße. Das GWG-Bauprojekt wurde dafür von 60 auf 55 Wohnungen gestutzt.

(Foto: Catherina Hess)

Noch bevor das "Wohnen-für-alle"-Projekt fertig ist, hat die GWG die Freizeitwiese hergerichtet. Anwohner hatten vehement für den Erhalt gekämpft - mit Erfolg. Das Projekt wurde eigens dafür umgeplant

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Es ist halb fünf Uhr am Nachmittag. Einer der letzten sonnige Oktobertage. Ein kleiner Puppenwagen steht mitten im Tor. Soll wohl die Bälle abhalten, die der größere Bruder mit großer Wucht auf das neue Tor schießt. Die Mutter ist zusätzlich noch Torwart. Trotzdem: Die Bälle donnern in den Kasten. Laut wäre das gewesen, stünden die alten Tore des viel umkämpften Bolzplatzes an der Schmalkaldener Straße in Milbertshofen noch auf der Wiese. Doch jetzt hört man kaum etwas. Denn die Tore sind geräuscharm und haben dort, wo ehemals dicke Stangen waren, Netze.

Im November vor einem Jahr hat die Städtische Wohnungsgesellschaft GWG auf der ehemals großen Wiese mit den Bauarbeiten eines "Wohnen-für-alle"-Projekts begonnen. Das Gebäude, das für 55 Wohnungen Platz haben wird, soll laut GWG Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres fertiggestellt sein. Doch die Spielwiese ist es schon jetzt. Das war auch das Ziel der GWG und von Martin Rebmann (TRR Landschaftsarchitekten). Die Jugendlichen und Kinder, die nun lange auf ihre Spielwiese verzichten mussten, sollten so bald wie möglich wieder Fußball spielen können. "Das geht jetzt endlich ", sagt Rebmann und freut sich, dass der Bau der Grünfläche ohne Probleme zügig fertig geworden ist. Man sei im Kostenrahmen geblieben und kein Anwohner habe sich während der Bauarbeiten beschwert.

Anwohner und Jugendliche hatten lange um den Erhalt des alten Bolzplatzes gekämpft. Denn die Freizeitwiese war beliebt. Gerade im dicht bebauten Milbertshofen sollten Grünflächen erhalten, einer der letzten freien Spielflächen unbebaut bleiben. Das Bauprojekt wurde zwar umgesetzt, aber die GWG zeigte sich durch den Protest der Anwohner und des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart, der sich immer wieder für den Erhalt des Bolzplatzes ausgesprochen hatte, kompromissbereit. Sie reduzierte die Anzahl der Wohnungen von 60 auf 55 und vergrößerte damit die Spielfläche. 880 Quadratmeter sind es jetzt. Ein sechs Meter hoher Zaun an den Stirnseiten, also zum Frankfurter Ring und zur Schmalkaldener Straße, sowie ein kleiner Zaun zu den Nachbargrundstücken soll verhindern, dass die Bälle auf die Straße rollen. Auf die Straße fliegen die Bälle nicht, aber schon mal auf die Grünstreifen der Nachbargrundstücke.

Patryk (16), Mehmet (17) und Mustafa (13) kommen von der Milbertshofener Straße und spielten schon auf dem Bolzplatz Fußball. Jetzt kommen sie regelmäßig zur neuen Spielwiese. Und sie freuen sich, dass sie endlich fertig ist. "Der neue Rasen ist viel besser", sagt Patryk. "Und auch die Tore sind gut." Mustafa bestätigt das. Beim alten Platz sei der Boden nicht mehr gut gewesen. "Da kamen schon die Steine raus und man hat sich oft weh getan." Und auch Mehmet findet den neuen Platz gut. Klar, die Bälle würden schon oft zum Nachbar-Grundstück hinüberfliegen. Aber, da sind sich die drei einig, bis jetzt habe sich keiner beschwert. Sie sagen es und kicken weiter.

Es ist fünf Uhr. Beide Tore sind belegt. Auf der einen Seite spielt die Mutter mit ihren Kindern, auf der anderen Seite Patryk und seine Jungs. Mittlerweile sind es mehr geworden. Martin Rebmann freutsich darüber. "Der Rollrasen ist, wie man sieht, gut angewachsen. Und das, was gerade passiert, ist genau das, was man sich mit dem Konzept der offenen Anlage erhofft hat. Menschen sollen miteinander ins Gespräch kommen." Die neuen Bewohner des Wohnen-für-alle-Projekts, Anwohner der Schmalkaldener Straße und der Umgebung. Der Fußweg, der die Spielwiese von den Grünflächen des neuen Wohnkomplexes abgrenzt und einen Durchgang vom und zum Frankfurter Ring möglich macht, ist keine Trennung. Eher eine frequentierte kleine Mini-Straße: Dort wird sich begrüßt, miteinander geratscht. "Und das wird noch mehr, wenn die anderen Grünflächen fertig sind", glaubt Rebmann. Auch der Vorsitzende des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart, Fredy Hummel-Haslauer, ist sich sicher, dass die neue Spielwiese eine höhere Attraktivität hat als der alte Bolzplatz. "Der war nur groß!"

Spätestens im Sommer 2018, wenn auch die Grünflächen des neuen Wohngebäudes genutzt werden können, wird sich zeigen, ob das Miteinander gelingt. Blickt man aber auf die neue Spielwiese am Frankfurter Ring, auf der kurz nach Fünf viele Jugendliche spielen, ist klar: Der Anfang ist schon längst gemacht.

Am Freitag, 3. November, von 14 Uhr an wird die Spielwiese Ecke Schmalkaldener Straße/Silcherstraße offiziell eröffnet. Es wird gemeinsam Fußball gespielt, das MobilSpiel ist vor Ort.

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