Milbertshofen:Alles bleibt anders

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Am Petuelring baut BMW ein neues Parkhaus. Die Herausforderung besteht in der Erhaltung der markanten Fassade aus Beton-Fertigteilen, die wie der weltbekannte "Vierzylinder" unter Denkmalschutz steht

Von Alfred Dürr, Milbertshofen

Die umfassenden Modernisierungen des weltbekannten Verwaltungshochhauses und der Werkshallen, der Neubau des spektakulären Auslieferungszentrums und die Erweiterung des Museums - auf dem Stammgelände des Automobilherstellers BMW am Olympiapark hat sich in den vergangenen Jahren baulich viel bewegt. Seit einiger Zeit bestimmen erneut Kräne und Bagger das Bild des Areals, diesmal im Süden, am Petuelring.

Dort geht es um Abriss und Neubau des Parkhauses; geplant sind sieben Geschosse mit rund 1500 Stellplätzen. In der öffentlichen Wahrnehmung hat das bisherige Gebäude sicher nicht einen so herausragenden Stellenwert wie das markante Hochhaus, das wegen seiner Form auch Vierzylinder genannt wir. Und es hat auch nicht die architektonische Bedeutung des schüsselförmigen Museumsbaus. Obendrein liegt Das Parkhaus auch noch am Rande des Geländes.

Aufwendige Stützaktion: Die ursprüngliche Fassade des alten Parkhauses ist mit einem Stahlgerüst gesichert und bleibt für den Neubau erhalten (Foto: Thomas Ziegler)

Aber es entstand, wie der Vierzylinder und das Museum, zwischen 1969 und 1971 nach den Plänen des österreichischen Architekten Karl Schwanzer und ist damit Teil des baukulturell bedeutsamen Ensembles und steht ebenfalls unter Denkmalschutz. Schwanzer schuf mit dem Parkhaus und seiner besonderen Fassadenform des Parkhauses, die aus Betonfertigteilen besteht, ein außergewöhnliches Funktionsbauwerk.

Dieses ist allerdings in die Jahre gekommen; die Schäden der Tragkonstruktion waren so groß, das sie nicht erhalten werden konnte. So lautete jedenfalls der Befund des Büros SAA Schweger Architekten, das zusammen mit der pbr Planungsbüro Rohling AG für die aufwendigen Baumaßnahmen zuständig ist.

Aus einem Guss: das Ensemble am Petuelring. Simulation: Schweger Architekten (Foto: bloomimages)

Faktisch entsteht nun ein Neubau. Um dennoch das ursprüngliche Erscheinungsbild zu wahren, muss die Fassaden aus damaliger Zeit erhalten bleiben und saniert werden. Aus dieser Vorgabe hat das Architektenbüro ein "Haus-in-Haus-Konzept" entworfen: "Der Neubau ist ein körperhaftes Implantat in der denkmalgeschützten vorhandenen Parkhausfassade mit einer deutlichen Ablesbarkeit und Weiterentwicklung der gestalterisch vorhandenen Schichtung."

Während der Sanierung und des Neubaus stützt eine Stahlkonstruktion die frei stehenden Fassadenelemente. Im Vergleich zum bereits abgerissenen Parkhaus wird der Neubau höher werden und ragt dann über die denkmalgeschützten Außenwände hinaus. Diese Aufstockung wird mit einer "leichten geschwungenen Lochblechkonstruktion" verkleidet. Das neue Parkhaus wird technisch auf dem modernsten Stand und auch für Elektromobilität gerüstet sein. Die Fertigstellung ist im Oktober 2017 geplant.

Erneut demonstriert BMW als Bauherr, welchen hohen Stellenwert die Architektur bei den Gebäuden des Konzerns einnimmt. Projekte wie das Hochhaus oder das futuristische Auslieferungszentrum sollen sich klar von üblichen Verwaltungs- oder Funktionsbauten unterscheiden und zum positiven Image des Unternehmens beitragen. Am Neubau der Hochgarage arbeiten zwei der renommiertesten Büros Deutschlands mit. Die pbr Planungsbüro Rohling AG ist ein international tätiges Architektur- und Ingenieurbüro und bundesweit an zehn Standorten vertreten. SAA Schweger Architekten haben bereits vor zehn Jahren den Vierzylinder umfassend modernisiert. Der Umgang mit historischer, unter Denkmalschutz stehender Bausubstanz ist seit vielen Jahren ein Schwerpunkt der Arbeit des Büros.

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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