Migranten in Elendswohnungen:München, ganz unten

Elendshaus in Kirchtrudering

Das Elendshaus in Kirchtrudering hat für so viel Aufsehen gesorgt, dass nun auch die Politik auf die Situation der Migranten reagiert.

(Foto: Robert Haas)

Das Elendshaus in Kirchtrudering ist ein Weckruf für die Verwaltung. Auch in anderen Häusern werden Armutsmigranten abgezockt. Die Stadt muss nun handeln - einige Vorschläge.

Kommentar von Bernd Kastner

Wohnen kann ein Albtraum sein. Wer arm ist und als Migrant nach München kommt, um sich ein besseres Leben aufzubauen, muss hier mit dem Schlimmsten rechnen: Kakerlaken und Schimmel in der Wohnung, kein warmes Wasser, dafür ein undichtes Dach, viele Mitmieter auf der Etage oder gar in einem Zimmer, und alles zu einem horrenden Preis. Unzählige Familien mit Kindern leben so. München, ganz unten.

Die Stadtverwaltung kennt viele dieser Häuser, oft seit Jahren. Dass sie jetzt auch hinschaut, ist ein erster, richtiger Schritt. Zu lange nämlich hat sie weggeschaut, oder mehrere Ämter haben mehrere Mitarbeiter separat hingeschickt, ohne dass sie hinterher koordiniert gehandelt hätten. Auch deshalb konnte sich die Lage im "Elendshaus" in Kirchtrudering so zuspitzen.

Zugleich waren die Zustände Am Mitterfeld ein Weckruf für Politik und Verwaltung: Das Rathaus muss handeln. Fürs Erste kann es schon helfen, wenn die Behörden einem Vermieter signalisieren: Wir haben dich im Blick, übertreib' es nicht. Langfristig aber müssen sich die städtischen Juristen überlegen, mit welchen Paragrafen sie gegen diese Vermieter rechtssicher vorgehen.

Zugleich sollte der Stadtrat dem Antrag der SPD folgen, auf dass der Freistaat das Wohnungsaufsichtsgesetz wieder einführt. Die CSU hat es 2005 abgeschafft. Entstanden ist keine privatwirtschaftliche Selbstkontrolle, sondern ein neuer Markt für skrupellose Immobilieneigentümer.

Vielleicht sollte der Oberbürgermeister mit dem Ministerpräsidenten mal eine Tour durch Münchner Elendshäuser machen. Dieter Reiter hat Horst Seehofer jüngst bereits in der Flüchtlingspolitik überzeugt, dass die Staatsregierung umdenken muss. Jetzt geht es wieder um Menschen, die Schutz benötigen in München. Diesmal ist es der Schutz vor Ausbeutern.

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