Mietpreise:Wohnen wird noch teurer

München ist ein teures Pflaster - und es könnte noch teurer werden: Der Mieterverein warnt nun vor Kostensteigerungen wegen der energetischen Sanierung vieler Häuser - und plädiert für Höchstgrenzen.

Bernd Kastner

Mieter werden nach Ansicht des Mietervereins für den Klimaschutz über Gebühr zur Kasse gebeten. Der Mieterverein München, dem 650.00 Mitglieder angehören, fordert deshalb eine radikale Veränderung der Gesetzeslage: Der Eigentümer soll Kosten für Modernisierungen, wozu auch die energetische Sanierung gehört, nicht mehr auf die Miete umlegen dürfen. Statt dessen solle der Staat die Zuschüsse für solche Maßnahmen verdoppeln. Die Vorsitzende des Vereins, die SPD-Stadträtin Beatrix Zurek, fordert zudem für Städte wie München mit extrem hohen Mieten eine staatlich festgelegte Höchstgrenze für Immobilien und Mieten.

Der Mieterverein fürchtet vor allem negative Folgen, falls die Klimaschutzziele der Bundesregierung wie geplant umgesetzt werden: Bis 2040 soll der Energiebedarf von Immobilien um 80 Prozent gesenkt werden. Zurek rechnet deshalb mit einer deutlich steigenden Sanierungsaktivität. Laut dem Gesetzentwurf der Bundesregierung soll dies für die Eigentümer erleichtert werden, so dass Bewohner auch in sozialen Härtefällen eine Modernisierung mit der verbundenen Mieterhöhung dulden müssten.

Mitunter führe diese Umlage jetzt schon zu Mietsteigerungen von 50 Prozent und mehr. Vermieter dürfen elf Prozent der Kosten, etwa für Aufzüge oder Wärmedämmung, auf die Miete umlegen, und zwar unbegrenzt. Wenn der Eigentümer zum Beispiel 20.000 Euro in eine Wohnung steckt, kann er 2200 Euro im Jahr auf die Miete draufschlagen, auch dann noch, wenn er die Investition längst reingeholt hat.

Sollte dies so bleiben, wäre es "bei den extrem hohen Mietpreisen in München eine Katastrophe", sagt Zurek. Die eingesparten Heizkosten würden die Mieterhöhung niemals ausgleichen. Geht es nach dem Mieterverein, soll die Modernisierungsumlage ganz wegfallen. Dann wäre die normale Mietsteigerung - maximal 20 Prozent in drei Jahren - der einzige Weg, mehr Geld mit der Wohnung zu verdienen. Zumindest aber solle nur noch die Hälfte der Modernisierungskosten umlegbar sein, und das auch nur solange, bis der Eigentümer so seine Investition finanziert habe.

Zurek sieht statt der Mieter den Staat in der Pflicht: Der solle seine Zuschüsse für energetische Maßnahmen verdoppeln und ganz gezielt einsetzen. Auch der Mieterverein unterstütze die Klimaziele, betont Zurek; es dürfe aber nicht sein, dass allein die Mieter die Zeche zahlten.

Am liebsten wäre ihr ohnehin, sagt Zurek, wenn in einer Stadt wie München Miet- und Kaufpreise reglementiert würden, um Wohnungen bezahlbar zu halten. Eine Forderung, die politische keine Chance haben dürfte. "Das wäre mit den Grundzügen der sozialen Marktwirtschaft nicht vereinbar", sagt Rudolf Stürzer, Chef des Haus- und Grundbesitzervereins. Außerdem, so Stürzer, würde so noch der Letzte vergrault, der in Wohnungsbau investieren wolle. Das gelte auch für den Fall, dass die Modernisierungsumlage wegfalle. Die elf Prozent seien jetzt schon nicht auskömmlich, denn man müsse die Zinsbelastung und die nötigen Rücklagen einberechnen.

Wie angespannt der Münchner Markt ist, zeigen zwei Zahlen: Derzeit kostet eine durchschnittliche Eigentumswohnung mehr als 4000 Euro pro Quadratmeter. Der durchschnittliche Mietpreis liegt laut Mietspiegel bei knapp zehn Euro. Zuletzt hatte Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD) für Aufsehen gesorgt mit seiner Forderung, München zu entlasten, indem die Umlandgemeinden mehr und dichtere Wohnbebauung zulassen.

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