Mietmarkt in München:Billige Wohnungen, hohe Hürden

Günstig leben in München? Ja, das ist möglich, in Anlagen von Genossenschaften oder in geförderten Bauprojekten. Doch die Genehmigungsverfahren sind oft viel zu streng, klagt die GWG.

Michael Tibudd

Diese Karte wirkt wie ein kleiner Traum für den von hohen Preisen geplagten Münchner, der einen großen Teil seines Einkommens für die monatliche Miete ausgeben muss. Wer würde nicht gerne für 740 Euro im Monat eine 100-Quadratmeter-Wohnung im Lehel beziehen, für 435 Euro 70 Quadratmeter in Sendling bewohnen oder, wenn man lieber etwas sparsamer lebt, 250 Euro für ein 50-Quadratmeter-Apartment im Hasenbergl ausgeben? Man erinnert sich an den letzten Kontoauszug mit dieser viel zu hohen Abbuchung von der Hausverwaltung oder blickt in die enge Bude, in der jeder Zentimeter Platz zugestellt ist und denkt: Kann nicht sein, ein Traum eben.

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(Foto: Schellenegger / Grafik: Eiden)

Kann eben doch sein, denn die genannten Preise sind im Prinzip Realität - allerdings nur für einen kleinen Teil der Menschen, die in München zur Miete wohnen. Denn die Zahlen basieren auf Durchschnittswerten der Bestandsmieten all jener Unternehmen, die in der Vereinigung Münchener Wohnungsunternehmen organisiert sind. Das sind vor allem die städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag und dazu eine Vielzahl größerer und kleinerer Genossenschaften und etwa das evangelische Siedlungswerk.

Denen gehören insgesamt rund 133 000 Wohnungen und damit knapp ein Viertel der rund 570 000 Mietwohnungen in der Stadt. Nun haben diese Unternehmen erstmals gemeinsam einen Durchschnittswert der Miete pro Quadratmeter ermittelt, die sie in unterschiedlichen Stadtvierteln verlangen. Ob 5,66 Euro pro Quadratmeter in Pasing, 6,40 Euro in Ramersdorf oder 7,20 Euro auf der Schwanthalerhöhe, sie sind damit überall deutlich günstiger als der Durchschnitt aller Mietwohnungen - der Mietspiegel weist einen Wert von knapp unter zehn Euro aus. Wer auf dem freien Markt eine Wohnung neu anmietet, kommt vielerorts sogar nicht unter zwölf Euro davon.

Tatsache ist: Wir halten diese Preise auf Dauer", sagt GWG-Chef Hans-Otto Kraus, der für das Bündnis spricht. Er räumt allerdings ein, dass es sehr wohl Hürden gibt, an derart günstige Wohnungen zu kommen. So werden etwa viele Wohnungen nach dem München-Modell finanziert, mieten kann sie nur, wer bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschreitet. Genauso ist das beim sozialen Wohnungsbau, wo die Stadt direkt darüber entscheidet, wer in eine bestimmte Wohnung ziehen darf.

Für viele Menschen zugänglich sind dagegen zumindest theoretisch die Wohnungen der Genossenschaften - wobei vor dem Einzug dort zunächst einmal die Mitgliedschaft in der Genossenschaft steht, die man bezahlen muss. Anschließend muss man mit einer Wartezeit leben, die mitunter viele Jahre dauern kann. Denn eine Wohnung ist nur zu haben, wenn der Vormieter sie verlässt.

Anders ist das bei Neubauten, wobei viele Genossenschaften hierbei zurückhaltend sind. Hans-Otto Kraus erhebt eine Forderung an die Stadt: "Die Genehmigungsverfahren sind oft viel zu streng", sagt er; insbesondere der erforderliche Nachweis für Auto-Stellplätze sei hier ein Ärgernis. "Oft wird wegen dieser Dinge nicht neu gebaut", sagt Kraus, schließlich verursache das Kosten. "Die Stadt muss in solchen Angelegenheiten flexibler werden."

Immerhin: Es ist nicht ausgeschlossen, dass man auch mal ohne jahrelange Wartezeit an eine Genossenschaftswohnung kommt. Denn nicht für jede Wohnung, die frei wird, findet sich immer ohne weiteres ein Nachmieter unter den Genossen. Insbesondere Wohnungen im München-Model landeten deswegen schon mal in den Immobilienanzeigen im Internet, sagt Jörg Kosziol, Chef der Genossenschaft Bauverein München-Haidhausen.

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