Mit den Sternen und den Köchen ist das ja so eine Sache: Wer damit gesegnet ist, will sie auf gar keinen Fall mehr hergeben, und wer sie allzu hartnäckig anstrebt, geht oft genug leer aus. Noch Tage nach der Veröffentlichung des Michelin-Führers kann man am Gesichtsausdruck der Küchenchefs ablesen, ob sie sich in der kulinarischen Hitliste im Höhen- oder Sinkflug befinden.
Die Dallmayr-Geschäftsführer Georg Randlkofer (links) und Wolfgang Wille (rechts) feiern ihren Küchenchef Diethard Urbansky.
(Foto: Foto: Stephan Rumpf)Diethard Urbansky zählt zu den glücklichen Gewinnern, und das spürt man auch an diesem Abend: Versonnen lächelnd begrüßt er seine Stammgäste, verschmitzt nimmt er die Komplimente und Huldigungen entgegen, und ausnahmsweise verbringt er den Abend nicht am Herd, sondern im Dallmayr-Restaurant, das sich dank seiner Künste nun mit einem Stern schmücken darf. Striktes Küchenverbot für den Chef - das ist der Dank des Hauses.
Weil Urbansky aber überhaupt nicht zu jenen geschwätzigen Kollegen zählt, die im Fernsehen lieber stundenlang am Herd monologisieren, als einfach nur ihre Arbeit zu machen, fasst er sich auch an diesem Ehrentag kurz: "Das ist eine riesige Auszeichnung für meine Mitarbeiter und mich - und ein Ansporn. Wir haben die letzten Monate hier viel bewegt."
Und weil ein Koch natürlich nur durch seine Werke glänzen soll, können sich 160 Gäste vom Urteilsvermögen der Gourmetkritiker überzeugen: Gebackene Langostinos auf Avocadopürée, ein Domino von Gänseleber mit Feigenconfit, gegrillte Jakobsmuscheln mit Kichererbsen oder geschmortes Bäckchen vom Manglitzer Wollschwein schweben durch die Gasträume, die Bedienungen kommen kaum nach mit den Häppchen.
Auch die Konkurrenz erweist dem neuen Sterne-Kollegen die Ehre: Mario Corti von Mark's Restaurant im Mandarin Oriental, Michael Geisel vom Königshof oder der ebenfalls zu kulinarischem Ruhm gekommene Christian Grainer aus Kirchdorf.
Seine Lehrmeister haben dem bescheidenen Urbansky übrigens per Fax oder am Telefon gratuliert, natürlich auch Harald Wohlfahrt, der leider nicht persönlich vorbeischauen kann, weil er, wie immer, in der Küche der Schwarzwaldstube steht. Wer seine Sterne bewahren will, muss halt hart an sich arbeiten.