MVG rüstet auf:Abfahrt alle zwei Minuten

U-Bahn in München, 2013

Dichterer Takt und auch abends mehr Züge: Die MVG rüstet auf, viele der Verbesserungen wünschen sich Parteien und Fahrgastverbände schon seit Jahren.

(Foto: Jakob Berr)

Eine Minibus-Linie quer durch die Altstadt, ein Expressbus zwischen Sendling und Haidhausen sowie ein Zweiminutentakt auf der Linie U2: Die Münchner Verkehrsgesellschaft setzt ab Herbst deutlich mehr U-Bahnen, Busse und Trams ein. Die Stadt soll die Pläne mitfinanzieren, die CSU wittert einen Wahlkampftrick.

Von Dominik Hutter

Vollgas im Münchner Nahverkehr: Angesichts der Sardinen-Atmosphären in Bussen und Bahnen soll das Netz der MVG zum Fahrplanwechsel im Herbst deutlich stärker aufgemöbelt werden als bislang angekündigt. Neben dem Einstieg in den Zwei-Minuten-Takt auf dem zentralen Abschnitt der U2 soll es erstmals einen Expressbus zwischen Sendling und Haidhausen sowie eine Minibus-Linie quer durch die Altstadt geben. Stimmt der Stadtrat den Vorschlägen von Wirtschaftsreferent Dieter Reiter (SPD) zu, kommen noch Verbesserungen im Nachtliniennetz sowie der seit langem geforderte "Takt 10 bis zehn" bei der Trambahn hinzu - also kürzere Abstände auf allen Linien bis 22 Uhr.

Die Kosten für die Verbesserungen im MVG-Netz werden diesmal von zwei Akteuren geschultert: zunächst einmal natürlich von dem Verkehrsunternehmen selbst, dessen Chef Herbert König angesichts des massiven Fahrgastzuwachses sein Angebot um 3,4 Prozent ausdehnen will - berechnet wird diese in Plätzen je Kilometer; ursprünglich war nur ein Plus von 1,2 Prozent geplant. Da König aber darauf achten muss, dass sich der Betrieb von Bussen und Bahnen über die Ticketeinnahmen trägt, kann er nicht jeden Wunsch erfüllen.

In diese Bresche soll nun die Stadt springen. Reiter will dem Stadtrat noch im Juni oder Juli vorschlagen, jährlich 3,5 Millionen Euro für zusätzliche Touren mit Bus oder Bahn lockerzumachen. Das Modell ist nicht neu: Die Stadt finanziert schon seit langem das Nachtliniennetz und überweist dafür pro Jahr knapp drei Millionen Euro an die MVG.

Viele der Verbesserungen aus dem Reiter-Paket stehen schon seit langem auf dem Wunschzettel von Parteien und Fahrgastverbänden. Die CSU kritisiert daher, der OB-Kandidat der SPD schmücke sich mit fremden Federn. "Der jahrelange Druck der CSU und der Fahrgastverbände zahlt sich nun endlich aus", erklärt CSU-Fraktionschef Josef Schmid und frotzelt: "Eine Verbindung zum Wahlkampf erscheint mir dennoch rein zufällig."

Reiter hingegen hält ein forciertes Engagement im Nahverkehr aus sachlichen Gründen für unerlässlich - weil Busse und Bahnen immer voller werden und die Stadt Einwohnerzuwächse erwartet. "Das ist gut angelegtes Geld", versichert der Wirtschaftsreferent, der zudem auf eine baldige Stadtratsentscheidung über den Bau der Tram-Westtangente in der Fürstenrieder Straße drängt. Auf längere Sicht seien weitere Tram-Tangenten und die U9 auf der Trasse Implerstraße - Hauptbahnhof - Münchner Freiheit erforderlich.

Die wichtigsten Änderungen zum Fahrplanwechsel

U-Bahn: Die U2 rollt morgens in den Stoßzeiten künftig im verdichteten Takt zwischen Milbertshofen und Kolumbusplatz. Auf dem Abschnitt Hauptbahnhof - Kolumbusplatz entsteht ein Zwei-Minuten-Abstand. Die U4 endet nachts nicht mehr am Max-Weber-, sondern am Odeonsplatz. Die U5 rollt zusätzlich am frühen Nachmittag im Fünf-Minuten-Takt.

Trambahn: Die 19er wird bis zum Pasinger Bahnhof verlängert. Die Züge nach St. Emmeram rollen zusätzlich nachmittags alle fünf Minuten. Auch zwischen Sendlinger Tor und Kurfürstenplatz ist mehr los: Die Verstärkerlinie 28 rückt früher aus und rollt später zurück ins Depot. Passiert das Reiter-Paket den Stadtrat, sind außerdem alle Linien bis 22 Uhr im Zehn-Minuten-Takt unterwegs.

Busse: Wer es eilig hat, kann auf der Strecke Partnachplatz - Harras - Silberhornstraße - Ostbahnhof - Max-Weber-Platz die neue Expresslinie X30 nehmen, deren Haltestellen ähnlich weit auseinander liegen wie U-Bahnhöfe. Von der Silberhornstraße bis zum Ostbahnhof dauert es deshalb nur acht Minuten (bisher mit Umsteigen 13 bis 17). Die Busse fahren alle fünf Minuten. Neu ist auch der mit Minibussen betriebene City-Bus 101 zwischen Sendlinger Tor, Marienplatz und Marstallplatz und die Uni-Linie 153 vom Odeonsplatz über die Uni zur Hochschule an der Lothstraße.

Nachtliniennetz: Abhängig von der noch ausstehenden Zustimmung des Stadtrats wird spätnachts auch die Parkstadt Solln (Linie N41) angefahren. Die Linie N45 wird zur Münchner Freiheit verlängert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: