Messestadt Riem:Pendeln für den Herrn

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"So Gott will": So beantwortet Arkadiusz Czempik die Frage, ob er denn länger bleiben werde auf seiner neuen Stelle. (Foto: Florian Peljak)

Arkadiusz Czempik ist der neue Seelsorger für den Pfarrverband Vier Heilige Trudering-Riem mit fast 10 000 Christen. Er radelt durch den Riemer Park von St. Peter und Paul in Kirchtrudering zu St. Florian in der Messestadt

Von Renate Winkler-Schlang, Messestadt Riem

"So Gott will." Das ist die Antwort von Arkadiusz Czempik auf die Frage, ob er denn auch länger bleiben wolle. Der neue Pfarrer für den neuen Pfarrverband Vier Heilige Trudering-Riem war sehnlich erwartet worden: Seitdem Pfarrer Hebert Kellermann, der jahrzehntelang St. Peter und Paul in Kirchtrudering mit St. Martin in Riem betreut hatte, den Ruhestand angetreten hatte, war Martin Guggenbiller von St. Florian in der Messestadt hier mit zuständig gewesen. Doch Pfarrer Guggenbiller hatte sich wegbeworben. Da sich aber keiner hinbeworben hat zu diesem neuen Gespann zweier höchst unterschiedlicher Gemeinden, musste Guggenbiller zunächst verlängern, dann setzte die Kirche den Pfarradministrator Stefan Scheifele ein.

Nun hat sie Czempik "gesandt", will heißen, dass auch er sich nicht gezielt um dieses Amt, diesen Spagat zwischen traditioneller, fast dörflicher Gemeinde hüben und moderner, junger Gemeinde drüben bemüht hat. Doch nun sei er schon sieben Wochen da und habe sich schon ein wenig eingelebt, versichert der 39-Jährige. Den Wohnsitz hat er in der Messestadt, sein Hauptbüro in Kirchtrudering, auch so will er symbolisch zeigen, dass er allen gerecht werden, nicht nur der "Verwalter" sein will. Die kleinen Radtouren oder Spaziergänge durch den Riemer Park gefallen ihm gut, fast meditativ seien sie.

Czempik hat fast 10 000 Christen in seinem Sprengel, rund 600, schätzt er, seien aktive Christen. Da sein aber will er für alle, auch Menschen, die keiner Kirche angehören: "Wir sind kein geschlossener Club nur für Mitglieder." Er geht auf die Leute zu, erzählt auch der Verkäuferin am Kaffeestand, dass er der neue Pfarrer sei. Viele erkennen es an seinem weißen Kragen, andere an dem kleinen Holzkreuz mit dem Herzen in der Mitte, für ihn ein Zeichen der unendlichen Liebe Gottes, die Kreuzigung sei viel mehr als ein "brutaler, sinnloser Tod". Für die, die sonntags wenig Zeit haben, bietet er jetzt donnerstags um 12 Uhr einen Mittagsgottesdienst in St. Florian an.

"Wie Champions League", so erklärt er gerne, wie sein polnischer Name korrekt ausgesprochen wird. Dabei sei er gar nicht so ein großer Fußball-Fan, sagt er, "eher ein Sympathisant". Selbst Sport treiben gehöre aber durchaus zu seinem Leben, er rudert und segelt. Er spiele aber auch Gesellschaftsspiele, reise gerne, erzählt er.

Arkadiusz Czempik hat schon einiges von der Welt gesehen: Er ist in Oberschlesien in Polen geboren, kam 1992 mit den Eltern als Spätaussiedler in die Gegend von Heilbronn. Nach dem Abitur begann er ein Philosophiestudium in Rom, wo er die Gemeinschaft Emmanuel kennenlernte und sich entschied, Priester zu werden.

Warum? Bei einem Wochenende mit "sehr gläubigen Menschen", zu dem ihn seine Eltern mitgenommen haben, habe er erfahren, "dass Gott wirklich lebendig ist". Und er wollte, dass auch andere diese schöne Erfahrung machen. In München setzte er das Philosophiestudium fort und begann mit Theologie. Sein "Freijahr" verbrachte er als Sozialarbeiter und Englischlehrer in Kasachstan, später war er ein halbes Jahr in Israel, um Neuhebräisch "im Land der Bibel" zu lernen. In Wien und Rom war er zuständig für die Vor- und Nachbereitung des Weltjugendtages 2016 in Krakau, erzählt er. Sein Werdegang klingt schlüssig und konsequent, "innerlich" sei das jedoch nicht immer so glatt gewesen: "Schwierige Momente waren da", sagt er, "aber nicht so stark, dass der Weg äußerlich sich verändert hätte."

Seelsorgerisch tätig war Czempik in und um München, zuletzt im Pfarrverband Vaterstetten und Baldham als Solidarpfarrer, also quasi gleichberechtigt mit einem anderen Kollegen. Nun teilt er sich die Aufgaben mit Pfarrvikar Mieczyslaw Studzienny und Diakon Richard Braun, eine weitere offene Stelle für einen pastoralen Mitarbeiter werde hoffentlich bald besetzt.

Mit seinem Team wolle er in der Messestadt auch weiter die Ökumene pflegen. Hier sei "sehr viel mehr möglich, als wir meist denken, ohne zu erzwingen, was noch nicht möglich ist", sagt er diplomatisch-vielsagend. Vor allem aber will Arkadiusz Czempik dafür sorgen, dass sein Pfarrverband zusammenwächst: "Ich gehe davon aus, dass ich länger bleibe", sagt er - und es klingt so, als ob ihn das sehr freute.

© SZ vom 01.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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