Messe für Hobbygärtner:Smartphone statt Gießkanne

Messe für Hobbygärtner: Hauptsache edel: Wo früher ausgediente Badewannen standen, sprudelt das Wasser jetzt in Tröge aus Naturstein.

Hauptsache edel: Wo früher ausgediente Badewannen standen, sprudelt das Wasser jetzt in Tröge aus Naturstein.

(Foto: Catherina Hess)

Unzerstörbare Gartenscheren, Pferdemist und Rasenmähen per Smartphone: Wer es sich leisten kann, der investiert in seinen Garten heute offenbar eher Geld als Engagement. Ein Messebesuch.

Report von Günther Knoll

"Hier beginnt der Frühling" verheißen riesige Plakate an den Wänden der Halle C4 auf dem Messegelände in Riem, wo derzeit die "Garten München" stattfindet. Schneeglöckchen und Krokusse muss man freilich lange suchen, Frühlingsboten sehen heute anders aus. Die Ausstellung dominieren Whirlpools in allen Variationen, Grillstationen, ja sogar Freiluft-Küchen, und das trendige Gartenmobiliar würde auch in jedes Wohnzimmer passen. Das sei ja alles wunderbar, "doch nichts für einen kleinen Beamten wie mich", meint ein Mittfünfziger zu seiner Frau, während sie sich Glaspavillons und Pools ansehen, die locker auch als Schwimmbecken durchgehen könnten.

Wer es sich leisten kann, der investiert in seinen Garten heute offenbar eher Geld als Zeit und Engagement. Die moderne Gartenlandschaft hat nicht mehr viel Platz für sprießendes Grün oder sogar ein bisschen Wildwuchs, alles will streng geordnet und sauber sein - auch die Natur. Stein, Holz, Glas oder auch Stahl setzen die Akzente, als Möbel, als Schmuck, als Einfassung, als Schutz.

Gartengeräte mit Smartphone-Steuerung

Das mag ungeheuer edel und stilvoll aussehen. Und wenn sich auch noch Beleuchtung, Sonnenschutz, Whirlpool, Sauna, Rasenmäher und Bewässerungsanlage per Smartphone steuern lassen, dann könnte man sich glatt fragen, was man eigentlich selbst noch im Garten soll. Man chillt ein bisschen und empfängt Freunde. Für die wird das Essen gleich direkt im Garten zubereitet. Ganze Küchenzeilen werden da in Edelstahl angeboten, natürlich auch das dazu passende Geschirr und Besteck sowie der Tischschmuck. Wenn es bei solcher Gelegenheit regnet oder stürmt, macht nichts, es gibt den gläsernen Pavillon, das Dach, den Riesenschirm.

Bald schon wird ein findiger Anbieter - nein, nicht den überdachten Garten - aber wenigstens die Garten-Sandale für Gäste anpreisen, weil die doch neben Schmutz von der Straße glatt auch noch irgendwelche Pflanzensamen via Schuhsohle einschleppen könnten - und dann hat man den Salat. Dieser wird vorzugsweise im Hochbeet gezüchtet oder im Treibhaus. Beides gibt es in vielen Varianten und Preisklassen.

Unzerstörbare Gartenscheren und Pferdemist

Da fühlen sich dann auch die Hobbygärtner angesprochen, die für all die Investitionen auch noch einen gewissen Ertrag von ihrem Garten erwarten. Für die Praktiker gibt es nicht nur Samen, Sprösslinge, Blumenzwiebeln und Knollen, sondern auch allerlei nützliches Gerät vom dehnbaren Gartenschlauch bis zur unzerstörbaren Gartenschere, bei der nur noch die Klinge auszuwechseln ist. Wenn es um Pflanzen geht, drängen sich vor allem die Besucherinnen um die Stände, vor allem um die der ökologisch ausgerichteten Anbieter.

Werkzeug ist eher Männersache: Da wird die Baumschere gleich ausprobiert, und der Motorsensenkopf, mit dem man auch das Pflaster von Unkraut befreien kann, wird ausgiebig bestaunt. Bei Dünger aus Pferde- und Ochsenmist, den Ludwig Käser in weißen Plastikeimern anbietet, sind die Besucher vorsichtiger. Er könne aber über mangelnde Nachfrage nicht klagen, versichert der Landwirt und Gastronom vom Urthalerhof in Sindelsdorf und wird nicht müde, die Vorzüge seines "garantiert geruchslosen" Produkts anzupreisen.

Technik-Freak oder Marlboro-Mann?

Beim Thema Grillen gehört das Aroma dazu. Weil es weniger um Kochen als um das Abenteuer daheim geht, fühlen sich offenbar die Männer angesprochen. Der Griller wird in zwei Versionen bedient: als Technik-Freak oder als Marlboro-Mann. Für ersteren gibt es Grillstationen, von denen die größten aussehen wie Mischpults in der Disco.

Für den Cowboy bieten sich die Smoker an als - nicht ganz billiger - Lagerfeuerersatz. Einen solchen Grill, der aussieht wie eine kleine stillgelegte Dampflokomotive habe er sogar schon unter großen Schwierigkeiten durch das schmale Treppenhaus auf den Balkon im dritten Stock eines Hauses in Nürnberg geliefert, berichtet Miloslav Pohunek aus Tschechien, der sich auf die Herstellung dieser Öfen spezialisiert hat. Ob die Nachbarn des Grillfreundes damit klar kommen, hat er nicht erfahren.

Gleich neben dem Smoker-Stand hat ein österreichischer Hersteller das Grillerlebnis auf den Höhepunkt getrieben. Um Pohuneks schwarzes Ungetüm hat er einen ganzen Pavillon gebaut. Eine solche Grillhütte ist zum Messepreis von 10 000 Euro zu haben, komplett eingerichtet, versteht sich. Wenn da das Herz des Gartenfreunds nicht höher schlägt.

Die Indoor-Ausstellung Garten München findet noch bis Dienstag, 17. März, auf dem Messegelände in München statt gleichzeitig mit der Internationalen Handwerksmesse. Informationen, Tickets und Anreisemöglichkeiten gibt es unter www.garten-muenchen.de

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