Messe:Einmal um die Welt

Messe: "Packen statt Pauken - Dein Abenteuer Australien": Mit solchen Slogans werben Anbieter auf der Jugendbildungsmesse.

"Packen statt Pauken - Dein Abenteuer Australien": Mit solchen Slogans werben Anbieter auf der Jugendbildungsmesse.

(Foto: Stephan Rumpf)

Auf der Jugendbildungsmesse in Trudering informieren sich Schüler, Studenten und Eltern bei 35 Anbietern über Schüleraustausch, Freiwilligendienste oder Work-and-Travel-Reisen

Von Tom Soyer

Das Abitur nach acht statt neun Gymnasialjahren - da tut sich oft die Frage auf, ob es zur Orientierung nicht besser ist, vor dem Studium ins Ausland zu gehen. Denn neben einem freiwilligen sozialen Jahr daheim gibt es weltweit vielfältige Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln und sich umzusehen. Von kostenlos bis extrem hochpreisig, mit Stipendien oder gefördert durch Freiwilligendienste. Ein gewaltiger Markt - den ein Messedienstleister mit dem dezent unbescheidenen Namen "weltweiser" am Samstag im Truderinger Kulturzentrum transparenter macht. 35 Anbieter präsentieren sich hier, und den konstant gewaltigen Andrang umschreibt man am besten so: Die Informationsdichte ist beeindruckend, die Luft hingegen wie nach sechs Unterrichtsstunden am Stück, ohne Lüften.

Internationalität schlägt im Kulturzentrum Jessica Hegmann, Daniel Wittenzellner und Tobias Neubauer gleich in der Eingangshalle entgegen, es duftet nach indischem Essen. Die drei Zehntklässler des Deggendorfer Comenius-Gymnasiums sind eigens nach München gekommen, um sich Tipps für sinnvolle Auslandsaufenthalte zu holen, sowohl noch während der Schulzeit als auch für danach. Daniel liebäugelt mit Südafrika, Jessica würde am liebsten in den Sommerferien mal für vier Wochen eine "summer school" in einem englischen Internat besuchen, um ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen, und Tobias hält Ausschau nach einem bezahlbaren Ziel für die Zeit nach dem Abi. Gut, dass es bei der Truderinger "Jugendbildungsmesse" auch Stände von Freiwilligendiensten gibt. Die setzen keinen so dicken Geldbeutel voraus wie jene Hochglanz-Anbieter, die farbenfrohe Fotos vom Great Barrier Reef in Australien hinter ihrem Stand haben und mit Rabatten von 500 oder 1000 Euro bei Abschluss eines Vertrages locken. Klar, dass ein halbjähriger oder ganzjähriger Auslandsaufenthalt einige tausend Euro kostet, wenn so ein Rabatt drin ist. Wer etwa mit den Carl-Duisberg-Centren (peripher verbandelt mit der Carl-Duisberg-Gesellschaft) ein ganzes Schuljahr an einer irischen Schule verbringen möchte, ist mit 11 450 Euro dabei. Ein Highschool-Aufenthalt für ein Jahr an einer Privatschule in Kalifornien oder Vermont kostet mindestens 22 990 Euro.

Wie es billiger geht, auch mit Stipendien, erklärt Marie-Theres Reiter aus Vilsbiburg, die als 15-Jährige mit "Youth for Understanding" ein Jahr in Südafrika war - und das so gut fand, dass sie nun ehrenamtlich für YFU am Messestand wirbt. Ähnlich ist es mit Maximilian Urban aus Schwäbisch-Hall, der ein Jahr lang in London Freiwilligendienst geleistet hat über den gemeinnützigen "Verein für internationalen und interkulturellen Austausch" (VIA). Er konnte für rund 2000 Euro ein Jahr an der Themse leben und hat einen körperlich behinderten Studenten betreut und ihm so das Studieren ermöglicht. Der Aufenthalt kostet natürlich insgesamt viel mehr, aber der Staat schießt zu. Etwa "50 bis 75 Prozent der Kosten" bei solchen Freiwilligendiensten seien gedeckt. Und für den Rest "sammelt man eben Spenden im eigenen Umfeld". Urban ist begeistert von der Idee der Freiwilligendienste, "es ist faszinierend, was so ein Jahr allein sprachlich mit einem macht". Inzwischen studiert er "Business & Engineering", auf Englisch. Und fliegt nächste Woche wieder nach London, wo er bei seinem Aufenthalt Freundschaften geschlossen hat. Cosima Pfannschmidt steht neben ihm am Stand, sie hat - ebenfalls vermittelt von VIA - ein Jahr in Indien gelebt in einem Straßenkinder-Projekt. Nun studiert sie Hindi und will schauen, dass sie all ihre Erfahrungen weiterhin produktiv nutzt.

Für Gabi Popp und ihren 17-jährigen Sohn Patrick ist die Messe naheliegend, sie lebt in Kirchtrudering. Zugleich sind beide echte Interessenten, denn er war in den vergangenen Sommerferien drei Wochen bei einem Sprachkurs in Cambridge - und konnte sich in seinem Internat in Hohenschwangau von einer 5 auf eine gute 3 verbessern. Jetzt peilt er ein Studium in England an. Auch deshalb, weil er begeisterter Ruderer ist und den - winters ausgetrockneten - Forggensee gerne gegen Oxford oder Cambridge eintauschen möchte. Es geht aber bei den Auslandsaufenthalten nicht nur um den Sprachnutzen oder den Sport. "Wenn man reist und selber mal Ausländer ist", sagt Gabi Popp, "wird man auch daheim toleranter."

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