Menzing:Gespanne, Turmträger, glänzende Gewänder

Ein historischer Trachtenumzug beschließt die Festwoche zum 1200-jährigen Bestehen Menzings

Von Anita Naujokat, Menzing

Lola Montez, die Herzöge Albrecht und Sigismund, Erbauer von Schloss Blutenburg und der Schlosskapelle, die Bernauerin - alle sind sie da, selbst die Gesellen von der Sendlinger Bauernschlacht im Jahr 1705 haben sich aufgerüstet. Und wer nicht wusste, dass es in Obermenzing einen Touristenverein und in Untermenzing einen Niederbayernverein gibt, weiß es spätestens seit dem historischen Trachten- und Festzug am Sonntagnachmittag, einer der Höhepunkte des Jubiläums "1200 Jahre Menzing".

Stark vertreten sind auch die Kirchen, von denen Turmträger zeugen, war die Kirche doch 817, in der Zeit der Ersterwähnung Menzings, nicht nur ein wichtiges kulturelles und geistliches Zentrum Altbayerns, sondern auch ein wirtschaftlich und politisch bedeutender Faktor. Die zahlreich mitmarschierenden Vereine wiederum haben es sich zur Aufgabe gemacht, das, was ureigen ist an den heute in zwei Stadtbezirke aufgeteilten Vierteln Obermenzing und Untermenzing, zu pflegen und zu erhalten. So hat der Heimat- und Trachtenverein "D' Würmtaler Menzing" in Eigeninitiative das letzte historische Tagelöhnerhaus im Würmtal aus dem Jahr 1728 vor dem Verfall gerettet und daraus ein Vereins- und Bürgerhaus gemacht.

Es dauert eine gute halbe Stunde, bis die 2000 Akteure eine Stelle passiert haben, und etwa zwei Stunden, bis sie die Kirche Sankt Georg in Obermenzing umrundet und wieder zurück auf dem Festplatz an der Bauseweinallee/Weinschenkstraße sind. Die Straßen sind gesäumt von Zuschauern, Anwohner haben Stühle und Bänke vor ihre Grundstücke gestellt oder betrachten den prächtigen Zug mit rund 60 Vereinen, historischen Gruppen, 15 Kapellen und zehn Pferdegespannen bis aus Starnberg und Weilheim vom Garagendach aus, angeführt vom Schirmherrn, Münchens Zweitem Bürgermeister Josef Schmid (CSU) und seiner Ehefrau Natalie.

Glänzende, kunstvoll bestickte Gewänder in allen Farben, schnittige Lederhosen, Krönchen, Fellhauben, mannigfaltige Hüte dominieren das Bild. Selbst die Kleinsten liegen bereits in Tracht im Kinderwagen. Bedauern ist einzig darüber zu vernehmen, dass die Andechser auf ihrem Festwagen zwar die Klosterkirche und die Erlinger Kirche mitgebracht haben, aber offenbar kein Bier. Auch in der Grillstation der Bernrieder Fischer hängen nur Plastikexemplare, auch wenn einem justament, als der Wagen vorbeifährt, Rauch in die Nase steigt. Doch da hat offenbar nur ein Anwohner gerade den Grill im Garten angeworfen. "Einmalig", "wunderbar" schwärmen am Ende zwei Damen.

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