Menschenhandel:Polizei befreit Sex-Sklaven

Bei einer Groß-Razzia in München und Frankfurt nehmen Ermittler mehrere Menschenhändler fest. Sie sollen junge Männer aus Brasilien nach Deutschland gelockt haben.

Janek Schmidt

Bei einer nächtlichen Groß-Razzia hat die Polizei einen Menschenhändler-Ring auffliegen lassen. Zeitgleich stürmten mehr als 100 Polizisten am Donnerstag um 0:30 Uhr drei Wohnungen in München sowie fünf in Frankfurt und nahmen dabei mehrere Menschen fest. Sie sollen Ausländer nach Deutschland geschleust und zur Prostitution gezwungen haben.

Bei den drei in München festgenommenen Männern handelt es sich nach Polizeiangaben um einen Münchner, einen Brasilianer und einen Österreicher im Alter von 29 bis 41 Jahren. Sie sollen junge Männer aus Brasilien unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und hier in Privatwohnungen zu käuflichen sexuellen Diensten gezwungen haben.

Die Polizeiaktion mit Absperrung der Gebäude, Durchsuchung der Wohnungen und Festnahmen der Verdächtigen dauerte insgesamt fast zwei Stunden. Die durchsuchten Gebäude befinden sich in der Bavariastraße in Sendling, in der Hildeboldstraße in Schwabing sowie am Schäringerplatz in Neuhausen. Zu den Gebäuden in Frankfurt, die bei der Aktion ebenfalls durchsucht wurde, nannte die Münchner Polizei keine weiteren Details.

Freier im Treppenhaus

Auf die Fährte der drei mutmaßlichen Menschenhändler war die Polizei durch Hinweise von Nachbarn gestoßen. Bewohner angrenzender Häuser hatten schon länger den Verdacht gehabt, dass in ihrer Nähe käuflicher Sex angeboten wurde. Mehrfach hatten sie ältere Männer in den Treppenhäusern beobachtet, die nach kürzeren Besuchen meist schnell wieder verschwunden waren.

Bei der Durchsuchung der verdächtigen Häuser nahmen die Beamten nach Auskunft von Polizeisprecher Gottfried Schlicht auch Opfer in Gewahrsam, die zur Prostitution gezwungen worden waren. Sie wurden ebenso wie die drei Verdächtigen am Donnerstag verhört. Weitere Details zu der Razzia teilt die Polizei heute auf einer Pressekonferenz mit.

Dort können die Fahnder auch auf andere Erfolge im Kampf gegen Zwangsprostitution verweisen. Erst in der vergangenen Woche hatten Polizisten eine 36-jährige Bulgarin befreit, die über mehrere Wochen in einem Ein-Zimmer-Appartement in Oberföhring von drei Entführern wie eine Sklavin gefangengehalten und zu käuflichem Sex gezwungen worden war.

Ebenfalls in der vergangenen Woche wurden ein 43-jähriger Zuhälter und seine 31-jährige rumänische Komplizin wegen eines fast identischen Vergehens bereits verurteilt. Sie hatten junge Rumäninnen nach München gelockt und anschließend zur Prostitution gezwungen. Der Zuhälter wurde zu drei Jahren Haft verurteilt. Seine Komplizin, die selbst auch als Prostituierte gearbeitet hatte, erhielt zwei Jahre auf Bewährung.

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