Meisterschaft:Eishockey wird immer beliebter

EHC München - Kölner Haie

Münchens Mannschaft freut sich über den Siegtreffer zum 5:4 Endstand im letzten Halbfinalspiel gegen Köln.

(Foto: dpa)
  • Der EHC Red Bull München spielt zum ersten Mal im Finale um die deutsche Meisterschaft im Eishockey.
  • Oberbürgermeister Dieter Reiter wird den Puck zum symbolischen Eröffnungsbully einwerfen.
  • In den letzten Monaten wurde Eishockey immer beliebter in München. Im Vergleich zu anderen Vereinen hat der EHC allerdings weniger Zuschauer.

Von Christian Bernhard und Johannes Schnitzler

Selbst der FC Bayern kann nicht immer gewinnen. Von 1966 bis 1969 hatte der Münchner Weltverein, was viele nicht mehr wissen, auch eine eigene Eishockey-Abteilung. 1969, im selben Jahr, als die Fußballer ihren ersten Bundesliga-Titel feierten, entging das Team allerdings nur knapp dem Abstieg aus der ersten Liga. Der Verein beschloss daraufhin, sich auf den Fußball zu konzentrieren, löste die Eishockey-Abteilung auf und verkaufte die Mannschaft samt Ausrüstung für rund 350 000 Mark nach Augsburg.

Im Fußball ist der FC Bayern heute Rekordmeister. Eishockey dagegen hat in München eine wechselvolle Entwicklung genommen. 1922 (MTV 1879 München), 1994 (EC Hedos) und im Jahr 2000 (München Barons) stellte die Landeshauptstadt den deutschen Meister. Dennoch liegt Eishockey in der Zuschauergunst hinter Fußball und knapp hinter Basketball - zumindest, seit der FC Bayern auch in jener Sparte oben mitspielt.

Wenn Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) an diesem Freitag um 19.30 Uhr den Puck zum symbolischen Eröffnungsbully einwirft, startet nun erstmals der EHC Red Bull München in ein Finale um die deutsche Meisterschaft. Die Olympia-Eishalle ist mit 6142 Zuschauern ausverkauft, auch für die dritte von maximal sieben Begegnungen am kommenden Dienstag gibt es nur noch Restkarten. Gegner ist Wolfsburg, 2011 schon einmal im Finale, dort aber den Berliner Eisbären unterlegen.

Deren damaliger Trainer Don Jackson coacht heute den EHC. "Es würde helfen, wenn wir den Meistertitel holen", sagt EHC-Kapitän Michael Wolf. "Der Erfolg würde vielen Leuten Recht geben und mehr Aufmerksamkeit einbringen." Der mit 277 Treffern erfolgreichste Torjäger in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat zwar "ein bisschen Euphorie auch in der Stadt" festgestellt: "Man merkt insgesamt, wie sehr Eishockey in den letzten Wochen und Monaten in München angekommen ist", sagt Wolf.

Acht Vereine der DEL haben mehr Zuschauer

Doch auch im dritten Jahr nach der Übernahme des EHC durch den Getränkekonzern Red Bull fremdelt das Münchner Publikum noch mit dem Team. 4603 Besucher wollten im Schnitt die 26 Heimspiele des EHC während der regulären Runde sehen, die München auf dem ersten Platz abschloss, immerhin gut 300 mehr als im Vorjahr. Im DEL-Vergleich aber rangiert der Klub mit dem höchsten Budget nur auf Rang neun.

Doch es gibt Zeichen, die Hoffnung machen. Die Knaben-, Schüler- und Jugendteams des Stammvereins sind in dieser Saison in die Bayernliga aufgestiegen. In den Playoffs stieg der Zuschauerschnitt auf 5712. Zu den beiden Spielen in der Olympiahalle gegen Augsburg und Berlin kamen zusammen rund 20 000 Zuschauer.

Vor allem für den Eigentümer ein wichtiges Signal, die Pläne für den Bau einer neuen Eishalle im Olympiapark weiter zu verfolgen - auch ohne die Basketballer des FC Bayern, die sich vor knapp zwei Monaten von dem Projekt verabschiedeten. Das Ende der EHC-Geschichte steht also vermutlich nicht bevor, selbst wenn das Team von Don Jackson den Titel nicht holen sollte. Zumal Red Bull im nahen Salzburg sitzt und nicht im Nahen Osten.

Dorthin reiste 1990 eine Delegation des EC Hedos, um mit Scheich Bin Tahnoon Al Nahyan über einen Einstieg zu verhandeln. Die Liebe des Scheichs zum Eishockey, die er während eines München-Aufenthalts entdeckt hatte, war in der Wüste allerdings recht schnell erkaltet. Die Zeit war einfach noch nicht reif für arabische Investoren im Münchner Profisport.

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